Hallo Berlin Keramik
wenn man erst mal Erfahrungen damit gesammelt hat, kann man viele Glasuren "nach Gefühl" einstellen, aber bei manchen kann etwas zu viel oder zu wenig Wasser schon einen ziemlichen Unterschied im Ergebnis machen.
Um die Dichte von Glasuren zu kontrollieren ist ein Aräometer sehr nützlich. Sie sind nicht teuer und die Anschaffung lohnt sich auf jeden Fall, wenn man vor hat, eine Glasur oft und über längere Zeit zu verwenden, dann ist man auf der sicheren Seite. Allerdings braucht man dazu etwas mehr Glasur, damit der Aräometer gut darin versinken kann. Ein halber Eimer ist wahrscheinlich zu wenig, wenn man ihn nicht in eine schmaleres Gefäß umschüttet.
Hier sind Tipps zur Handhabung des Aräometers aus einem anderen Thread raus kopiert:
"Um fest zu stellen wie Dicht eine Glasur sein soll, muss man den von Hille genannten Aräometer nutzen, der funktioniert wie eine Boje und hat eine Skala. Je nach dem wie tief er in die Glasur einsinkt, kann man sich Notizen machen und Erfahrungen sammeln. Falls du nur kleine Glasurmengen hast, die für die Länge des Aräometers nicht ausreichen, kannst du versuchen die Glasur in irgend ein schmales, hohes Gefäß zu gießen. Ich nutze dafür eine schmale Mineralwasserflasche aus Plastik, von der ich den Hals so weit abgeschnitten habe, dass man den Aräometer gut hantieren kann. Dann gibt es noch diese Zylinder aus dem Chemielabor, oder schmale zylindrische Glasvasen, irgend etwas transparentes, damit man die Skala gut ablesen kann.
Nicht vergessen vor jedem Messen die Glasur erst aus dem Schmalen Gefäß zu kippen und gut von unten nach oben um zu rühren und den Aräometer vorher ab zu trocknen, sonst kann er an der drauf liegenden Wasserschicht ein Wenig tiefer einsinken, was bei ganz empfindlichen Glasuren schon einen Unterschied machen kann. Und sich auch immer vergewissern, dass der Aräometer nicht auf dem Grund des Messgefäßes aufstößt."
Mit Essig als Stellmittel macht man nicht nur gute Erfahrungen. Zum einen hat es eine vorübergehende Wirkung und dann kann es sein, dass die Glasuren anfangen ganz übel nach Pups zu stinken, wenn sie länger stehen. Erst neulich habe ich zum ersten mal in meinem langen Töpferinnen-Leben Bentonit benutzt (2 %), weil ich es mit dem Essig leid war und habe damit bisher gute Ergebnisse. Allerdings ist das Einbringen von Bentonit nicht ganz einfach, da es schrecklich klumpt.
Dazu gibt es auch einen Thread:
https://kalkspatzforum.de/viewtopic.php ... nit#p33876
Das schlierenfreie Glasieren gelingt nur, wenn erstens die Glasur gut eingestellt ist und nicht rinnt, und zweitens wenn man eine genügende Menge in einem entsprechend proportionierten Gefäß hat, damit man die Teile bequem tauchen kann.
Übergießen muss gut eingeübt werden und ist immer etwas tricky. Anfangs landet viel Glasur da wo sie nicht soll, oft auf dem Tisch und auf dem Fußboden. Die Handgriffe müssen auch eingeübt werden. Anstatt den Gießkrug zu bewegen ist es besser das Stück unter dem Gießstrahl so zu drehen, dass überall gleichmäßig Glasur drauf landet. Es ist gut, ein größeres Stück exemplarisch erst mal quasi pantomimisch zu glasieren, damit man sieht wo man im Ernstfall überall hin fassen muss, wie herum man es am besten drehen kann und vor allem, wie man es dann auf dem Tisch abgestellt bekommt, ohne in die noch glibbrige Glasur fassen zu müssen.
Beim Gießen darf man nicht zu schnell und nicht zu langsam sein. Ist man zu schnell, ist die Glasur im Krug vielleicht zu früh alle und man muss erst nachschöpfen, ist man zu langsam und zaghaft, reicht der Schwall nicht um größere Flächen zu bedecken und es gibt viele Überlappungen weil man immer wieder über blank gebliebene Stellen gießen muss. Das gibt niemals ein gleichmäßiges Ergebnis und man sieht die Überlappungen, weil die Glasur nicht mehr nass in nass liegt. Auch sollte man den Gießstrahl nicht die ganze Zeit auf der gleichen Stelle lassen, weil da dann Glasur fortgeschwemmt wird und das sieht man bei empfindlichen Glasuren später auch. Z.B. auf der Innenseite von Schalen.
Um Teller zu glasieren gebe ich die Glasur in eine Wanne die breit genug ist, fasse die Teller mit jeweils gespreizten Zeige-und MIttelfingern beider Hände links und rechts von oben an den Rand, quasi so, als ob die Hände mit den gespreizten Fingern eine Zange bilden, die den Teller einklemmt. So ziehe ihn langsam durch die Glasur, halte ihn hochkant, lasse ihn gut abtropfen und stelle ihn immer noch mit dem selben Griff auf dem Tisch ab. Dann bleiben da immer noch je zwei gegenüberliegende Fingerdapser am Tellerrand, deshalb wische ich den ab, lasse ihn trocknen und pinsle später auf der Ränderscheibe mit einem weichen Pinsel der viel Glasur fasst den Rand nach. Aber das geht gerade so bis Esstellergröße, weil größere flache Schalen zu schwer sind, um das Gewicht nur mit den Fingern zu tragen.
Am allerbesten geht es natürlich mit einer Spritzkabine (Maske!).