Anleitung für "blutige Anfänger" Töpferblatt 2-2024

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Günter
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Anleitung für "blutige Anfänger" Töpferblatt 2-2024

Beitrag von Günter »

INFOS FÜR BLUTIGE ANFÄNGER
1. Folge - die zweite Folge über Glasuren findet ihr weiter unten!

Über den Ton

Wie soll man bloß anfangen zu erklären? Am Besten beim Urknall.
Um mit Ton zu arbeiten muss man auch ein Wenig über ihn wissen, damit man nicht von vorn herein Fehler macht, die nachher alles zum Misslingen bringen. Was ist das überhaupt für Zeug, was man da, gut verpackt, beim Keramikbedarfshändler kaufen kann?
Es ist ein Verwitterungsprodukt von uraltem, sehr hartem Gestein, von Granit und Basalt. Über Jahrmilliarden sind diese Steine zu kleinsten Teilen zerfallen, den so genannten Tonteilchen. Sie haben unter dem Mikroskop eine sechseckige, flache Form, so ähnlich wie Schneeflocken, nur ohne Zacken und Muster, sechseckige Plättchen.
Wenn der Ton da liegen geblieben ist wo er verwittert ist, ist es so genannter weißer Ton, der in Wirklichkeit nicht ganz weiß ist. Dass er da noch liegt ist etwas besonderes, denn viel wahrscheinlicher ist, dass er durch Wind, Wetter, Erdbeben und Fluten um den Erdball transportiert wurde. Dann hat er sich mit im Erdmantel natürlich vorkommendem Eisenoxid (Rost) angereichert und ist dann so genannter roter Ton. Bevor man ihn brennt ist dieser Ton ockerfarbig oder braun, Ziegelrot wird er erst nach dem Brennen. Je heißer der Brennofen wird, desto dunkler wird er.
Es gibt auch Tone, die von vorn herein dunkelbraun oder fast schwarz sind, die sich mit Manganoxid angereichert haben, das ebenfalls auf natürliche Weise in der Erde vorhanden sein kann.

Tonvorkommen sind praktisch über den ganzen Erdball verteilt. Sicher kennen viele eine alte Tongrube in der Landschaft, die später mit Wasser vollgelaufen ist und als
Baggersee bezeichnet wird. Der Ton in der Natur ist natürlich mit Steinen oder Resten von Pflanzen vermischt. Vereinfacht gesagt: Er wird ausgebaggert und getrocknet. Die trockenen Klumpen werden in einer Hammermühle zerklopft und in großen Becken mit viel Wasser vermischt. Die Steine setzen sich auf den Grund. Die Tonteilchen legen sich als Schicht allmählich darauf ab, das Holz oder andere Pflanzenteile bleibt auf der Oberfläche schwimmen und kann so abgenommen werden. Dann kann das Wasser abgelassen und die Tonschicht abgetragen werden.
Dieses kann man als Experiment auch im Kleinen selbst ausprobieren. Das Material findet man überall da, wo bei einem Regenspaziergang dicke Erdklumpen an den Schuhen kleben bleiben.

Diese mikroskopischen, sechseckigen Tonteilchen haben die Eigenschaft, an ihrer Oberfläche Wassermoleküle anzudocken. Durch diese mikroskopisch dünne Wasserschicht zwischen den Teilchen und durch ihre flache Form kleben sie aneinander, lassen sich aber in feuchtem Zustand gegeneinander verschieben.
Das macht die Bildsamkeit des Tones aus.
Als Gegensatz: Sand. Körnige Teilchen, die viel weniger Wasser andocken. So lange er feucht ist, klebt er ein Wenig, danach zerfällt er wieder in einzelne Körnchen.

Diese winzigen Wasserschichten zwischen den Tonteilchen gehen beim Trocknen in die Luft über. Dadurch rücken die Teilchen näher aneinander, weil ja kein Wasser mehr dazwischen ist. Diese vielen, vielen winzigen Wasserschichten ergeben zusammengezählt doch eine ziemliche Strecke. Der Ton wird beim Trocknen um einiges kleiner, das nennt man Schwindung. Das zu bedenken ist wichtig, wenn man Teile zusammenfügen will und später beim Brennen auch, denn...

...beim Brennen in der Hitze des Ofens rücken die Teilchen noch näher zusammen, weil sie je nach Höhe der Temperatur mehr oder weniger miteinander verschmelzen. Insgesamt kann das bis zu 15 % ausmachen. Das sind z.B. bei einem Teller von 30 cm Durchmesser immerhin 4,5 cm. Man muss deshalb die Werkstücke von vorn herein größer machen, als man sie nachher haben möchte. Oder man wundert sich, wie klein nachher alles geworden ist. Bei Porzellan ist die Schwindung besonders groß.

Bleiben wir beim Beispiel Teller: diese Strecke, die der Teller kleiner wird, muss er als Bewegung zurücklegen. Das muss möglichst leicht und frei geschehen können, ohne dass diese Bewegung durch irgendetwas behindert wird, sonst gibt es Risse. Das gilt natürlich auch in vertikaler Richtung. Eine Behinderung könnte z.B. das Eigengewicht sein. Ist ein Stück zu schwer, kann es sich wegen des eigenen Gewichts am Boden nicht frei bewegen. Oder wenn mehrere Stücke im Ofen aufeinander stehen, dann kann sich das untere wegen dem Gewicht der oberen nicht bewegen. Dagegen hilft eine dünne Schicht Sand die darunter liegt, auf dessen Körnchen das schwere Objekt bei der Bewegung rollen kann. Risse kann es auch geben, wenn man z.B. in der Vertikalen etwas mit einem Material abstützt, das nicht mit schwindet.

Bei der Aufbereitung im Werk kann Ton auch noch mit Schamottemehl versetzt werden. Schamotte ist Ton, der schon so hoch gebrannt wurde, dass die Tonteilchen schon vollständig zusammengeschmolzen sind. Schamotte schwindet nicht mehr.
Durch die Zugabe erreicht man, eine Verringerung der Schwindung. Das ist für größere Werkstücke sehr nützlich, es macht den Ton aber rauer und weniger bildsam. Schamottezusätze gibt es in verschiedenen Körnungen und Anteilen.

So bald der Ton offen auf dem Tisch liegt, gibt er Wassermoleküle an die Luft ab. Das verändert seine Konsistenz. Deshalb sollte man den Tonvorrat immer gut mit Plastik abdecken. Tüten mit Vorrat kann man am Rand verzwirbeln und auf die geschlossene Öffnung stellen. Beim Arbeiten reicht es, eine Plastikfolie über den Vorrat zu legen und diese an zu schmiegen, damit nicht zu viel Luft darunter bleibt.

Der Ton verändert an der Luft also ununterbrochen seine Konsistenz. Je nach Konsistenz kann man verschiedene Dinge damit machen und es hat keinen Sinn, mit der falschen Konsistenz etwas machen zu wollen.
Als Beispiel: man kann aus "zu weichem" Ton keine hohe Vase bauen und aus "zu hartem Ton" kein Relief modellieren. Dazwischen gibt es je nach Beschaffenheit unzählige Möglichkeiten. Noch feuchten Ton, der aber schon so hart ist, dass er sich nicht mehr modellieren lässt, kann man wunderbar schnitzen.
Ein interessantes Experiment:
man legt etwa sechs oder sieben gleich große Stücke offen auf den Tisch und wartet jeweils eine halbe oder ganze Stunde, bis man versucht, aus dem nächsten Stück etwas zu machen. Dabei lernt man sehr schnell die Beschaffenheit des Tones in den verschiedenen Konsistenzen kennen.
Tonkrümel werden auf dem Tisch schnell hart und es hat keinen Sinn, diese weiter verwenden zu wollen. Es ist besser sie gesondert zu sammeln, aber NICHT zum Klumpen zusammendrücken, sondern locker ganz eintrocknen zu lassen. Dann kann man sie später leichter wieder aufarbeiten und wieder verwenden.
Auch die Wärme der Hände trocknet den Ton aus. Arbeitet man "zu lange" an einer Sache, wird sie allein von der Wärme der Hände trocken und rissig werden.
Das kann man verhindern, in dem man das Werkstück von Zeit zu Zeit mit Wasser LEICHT besprüht oder bepinselt und wartet, bis das Wasser eingezogen ist. Das passiert relativ schnell. Wann das geschehen ist erkennt man daran, dass die Oberfläche nicht mehr glänzt. Es lohnt sich darauf zu warten, denn sonst glitschen die Finger nur auf der aufgesprühten Wasserschicht herum, ohne nennenswert Material zu bewegen.

Wenn man Ton zusammenfügen möchte, sollten die Teile wegen der Schwindung eine ungefähr gleiche Konsistenz haben. Sonst wird es passieren, dass das feuchtere Teil, das ja mehr Wasser beinhaltet, im Verhältnis auch mehr Wasser verliert und an der Klebefläche kleiner wird als das trockenere Teil. Es trennt sich dann davon ab.
Zum Zusammenfügen muss man UNBEDINGT beide Klebeflächen aufrauen, so dass sich die rauen Flächen miteinander verzahnen und beim Trocknen einen einzigen Körper bilden. Das geht sehr gut mit mehreren nebeneinander liegenden Zahnstochern, die man z.B. mit Klebeband umwickelt und so eine Art kleinen, schmalen Kamm herstellt. Oder mit zwei oder drei Grillspießen, die man gleichzeitig in die Hand nimmt.
Die zu klebenden Teile müssen wirklich gut aufgekratzt werden und noch mit WENIGEN Wassertröpfchen betupft werden. Wenn man nicht tupft, sonder mit dem nassen Pinsel drüber streicht, glättet man die aufgeraute Stelle wieder und der Ton kann sich nicht verzahnen. Nasse Tonteile kleben auch ohne Aufrauen zuerst aneinander, fallen aber wieder auseinander, weil sich jedes einzelne beim Trocknen verkleinert und somit vom anderen weg bewegt.

Beim Arbeiten MUSS man darauf achten, dass keine Hohlräume eingeschlossen werden. Der Grund ist das in der Luft enthaltene Wasser. Es dehnt sich in der Hitze des Brennofens aus und bringt die Sachen zum Platzen.
Deshalb sollte man eine "misslungene" Arbeit nicht einfach zusammenknüllen und mit dem selben Ton von neuem anfangen, weil durch das zusammenknüllen etliche Hohlräume entstehen. Man sollte immer von einem neuen Stück ausgehen und sich vorher gut überlegen, welches Volumen man braucht. Es ist nicht zweckmäßig, ein flaches Stück vom Vorrat ab zu schneiden, um daraus z.B. eine kugelige Figur zu modellieren. Dann lieber einen Würfel abschneiden, also immer von dick zu dünn arbeiten und nicht umgekehrt.

Tonstücke die man im Töpferofen brennen möchte, sollten aber nicht dicker als 4 oder 5 cm sein. Der Grund ist, dass auch im trockenen Ton, aus dem das um die Teilchen liegende Wasser schon verschwunden ist, immer noch chemisch gebundenes Wasser in den Tonmolekülen ist.
Dieses Wasser nennt man Kristallwasser. Es fängt in der Hitze an zu kochen und muss als Dampf leicht entweichen können. Aus der Mitte eines 5 cm dicken Stücks kann es gerade noch leicht genug bis an die Oberfläche kommen. Aus der Mitte eines dickeren Teils kann es das Stück zum explodieren bringen.
Deshalb höhlt man Sachen so aus, dass das Wasser leicht auch von innen raus dampfen kann.
Z.B. würde es bei einer Sache in der Größe eines Hühnereis genügen, wenn man von unten mit einem Pinselstiel oder einem Bleistift hinein sticht. So kann das Kristallwasser sowohl über die äußere Oberfläche, als auch über das Loch entweichen. Größere Teile baut man hohl, oder schneidet sie mit einem feinen Draht vertikal in der Mitte durch, höhlt aus und fügt wieder zusammen. Letzteres ist nicht so praktisch, da dabei viele Reste entstehen, die man zwar wieder verwenden kann, aber erst wenn man sie zu einer homogenen Masse ohne Lufteinschlüsse aufbereitet hat. Das ist möglich aber aufwändig. Überhaupt kann man Ton, der noch nicht gebrannt wurde, bis in alle Ewigkeit aufbewahren und wieder einweichen. So liegt er ja schon seit jeher in der Erde.
Die Wände einer Arbeit dürfen durchaus 3 oder 4 cm dick sein. Und natürlich muss immer ein Loch als Ausgang für den Hohlraum gemacht werden, zweckmäßiger Weise nach unten. Das Loch kann ruhig klein sein, z.B. 1 cm, denn Luft, bzw. Dampf passt überall durch.

Die Werkstücke müssen langsam und gleichmäßig trocknen können, damit es wegen ungleicher Schwindung keine Risse gibt. Das geht sehr gut unter einer locker drüber gelegten, dünnen Malerfolie. Das Einpacken in Plastiktüten ist umständlich und birgt die Gefahr, dass man die Arbeiten dabei verbeult.
Falls man an einem anderen Tag an einer Arbeit weitermachen möchte, breitet man die Folie aus, stellt die Arbeit hinein, und verzwirbelt die Enden der Plane so miteinander, das möglichst wenig Luft dran kommt.
Die verzwirbelten Ränder der Folie kann man sehr gut mit Wäscheklammern befestigen. Bloß keine Arbeitsbrettchen oder sonstige Unterlagen mit einpacken, denn die würden sonst anfangen zu schimmeln! Die kommen dann unter die Folie, damit man das Stück besser vom Arbeitstisch weg tragen kann.
Will man das Stück längere Zeit feucht halten, kann man es immer wieder aufpacken und vorsichtig mit Wasser besprühen, aber nur so, dass sich unten in der Folie keine Pfütze bildet, denn die würde den Ton zu stark aufweichen und das Werk destabilisieren.

Zum Arbeiten eignet sich am Besten eine saugfähige Unterlage, z.B. unlackiertes Holz, Oder ein Stück Gipskartonplatte. Auf Lackierten, abgeschlossenen Oberflächen klebt der Ton fest. Trockene Tonreste lassen sich von Werkzeug und Tisch leichter entfernen als feuchte, wenn man sie dann gut nass macht. Gibt man trockenen Ton in Wasser, schießt dieses, wie bei einem Schwamm, durch Anziehung in die winzigen Hohlräume zwischen den Tonteilen hinein und sprengt dadurch die Lagestruktur der Teilchen. Man muss also sehr vorsichtig sein, falls man trockene Teile wieder befeuchten möchte, da sich diese leicht ganz auflösen können.

Ein weiteres Experiment zur Veranschaulichung: in ein flaches Schälchen mit Wasser gibt man zwei kleine Tonstücke. Ein vollkommen trockenes und ein feuchtes.
Dann lässt man es stehen ohne darin herum zu rühren. Schon nach Kurzer Zeit kann man beobachten, wie unterschiedlich das Wasser darauf wirkt. In das feuchte Tonstückchen kann es nicht eindringen, da die Hohlräume ja schon besetzt sind. Es verändert sich nicht, oder kaum. Das trockene Stück zerfällt. Diese Erkenntnis ist später zum wieder Aufbereiten trockenen Tons sehr nützlich.

Man braucht nur sehr wenig Werkzeug und nicht unbedingt so ein fertiges Töpferset,
wie es meist zum Kauf angeboten wird. In solchen ist viel drin, das man nie verwenden wird.

Man braucht:
- eine saugfähige Unterlage
- dünne Plastikfolie zum Abdecken
- ein Stück dünnen Draht oder Angelschnur
mit Holzstäbchen oder dicken Perlen an den Enden zum portionieren des
Tonvorrats
- etwas zum Aufrauen
- einen eher weichen Pinsel
um Wasser auf die aufgerauten Stellen zu tupfen
- einen weichen Schwamm um evtl. Grate zu verputzen
- eine Sprühflasche mit Wasser
- Glättwerkzeuge, die man sich aus Teigschabern oder
alten Kreditkarten oder Deckeln von Plastikverpackungen sehr leicht selbst herstellen kann

Erst mal so weit für den Anfang. 

Versucht nicht gleich etwas ganz tolles, schönes oder brauchbares zu machen, denn das gelingt sowieso nicht gleich, denn für etwas tolles braucht man viel Übung, sondern spielt herum und macht eure eigenen Erfahrungen. So werdet ihr (euer Nervensystem) das Material kennenlernen und viel weniger frustrierende Enttäuschungen erleben.
Ich empfehle, weißen, Ton ohne Schamotte zu besorgen.
Auf weißem Ton kann man leuchtendere Farben aufbringen.

Das Thema Glasuren ist noch mal eine ganze Welt für sich. Dazu später mehr in der nächsten Folge.

Den Ton gibt es in 10 Kg Packungen. Achtet darauf, dass der Ton beim Händler noch weich ist. Man solltes ganz leicht mit dem Daumen eine Delle reindrücken können. Ist das nicht der Fall, kauft ihn lieber nicht oder versucht einen Preisnachlass zu bekommen. Manchmal liegt der Ton beim Händler so lange rum, dass er in den Packungen schon etwas hart geworden ist. Ihn wieder weich zu machen ist sehr arbeitsaufwändig.

Am Besten ihr kauft bei einem Keramikbedarfshändler und nicht bei einem Hobby-Geschäft, weil man beim Keramikbedarfshändler viel besser beraten wird.
 Man kann sich auch Ton von verschiedenen Firmen schicken lassen.
Es hat ja nicht jeder einen solchen Händler in der Nähe. Da der Ton so schwer ist, sind bei kleineren Mengen die Verandkosten höher als der Preis. 10 kg kosten dann knapp 7 Euro und mit Versand 17. Aber mit 10 Kg kann man am Anfang schon ziemlich viel anfangen.
Kauft nicht aus Versehen so genannten Soft-Ton, den man nicht zu brennen braucht, weil da ein Kleber drin ist, der ihn auch im trockenen Zustand einigermaßen hart werden lässt. Er wird aber weder dicht noch wasserfest und eignet sich nur für kleine Deko-Gegenstände. Auf der Verpackung steht manchmal, dass man ihn doch bei niedriger Temperatur brennen kann, aber das solltet ihr nicht tun. Der ist nicht nur total überteuert, sondern auch mit Polymeren versetzt, also mit Kunststoffen. Falls man ihn dann doch brennt, entwickeln sich sehr giftige Dämpfe die einen Töpferofen versauen können.

Viel Spaß beim Probieren!
Maria Ortiz Gil
BrennNessel
Beiträge: 39
Registriert: Dienstag 10. Oktober 2023, 13:00

Re: Anleitung für "blutige Anfänger" Töpferblatt 2-2024

Beitrag von BrennNessel »

Dankeschön! Bin schon gespannt auf die nächsten Artikel.
marion2002
Beiträge: 1
Registriert: Sonntag 1. März 2015, 13:15

Re: Anleitung für "blutige Anfänger" Töpferblatt 2-2024

Beitrag von marion2002 »

Liebe Maria,

herzlichen Dank dafür,, dass Du Dir die Zeit genommen hast, um diese wunderbare Zusammenfassung zu schreiben ♡
Grüße Marion
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1241
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Anleitung für "blutige Anfänger" Töpferblatt 2-2024

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Gern geschehen!
Vielleicht ist es nützlich, um nicht immer wieder einzelne Aspekte wiederholen zu müssen.
Eigentlich hatte ich es für das Töpferblatt geschrieben, aber Günter hat es auch hier erscheinen lassen.
Ein Kapitel über Glasuren und eines über das Brennen sind in Arbeit. Jeweils ganz blutige Grundlagen.
Basima
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Re: Anleitung für "blutige Anfänger" Töpferblatt 2-2024

Beitrag von Basima »

Hallo Maria, Dank Dir dafür, ein Artikel über Glasuren wäre auch total toll. Da gäbe es für mich noch viel zu lernen.
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Günter
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Re: Anleitung für "blutige Anfänger" Töpferblatt 2-2024

Beitrag von Günter »

Den hat Maria schon geschrieben, aber er erscheint erst mal im Töpferblatt - wir müssen unseren Abonennten halt auch was exklusives bieten. Eigenwerbung: Das Abo kostet übrigens nur 10€/Jahr und ihr habt auch noch die schönen Bilder dazu, die Maria dafür angefertigt hat...
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KerstinZ
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Re: Anleitung für "blutige Anfänger" Töpferblatt 2-2024

Beitrag von KerstinZ »

Das Töpferblatt bietet auch zu anderen Themen oft schöne Bilder.😁
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Günter
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Anleitung für "blutige Anfänger" Teil 2 Töpferblatt 1-2025

Beitrag von Günter »

Und hier die Fortsetzung!

„FÜR BLUTIGE ANFÄNGER“ Folge 2
Was sind Glasuren und wie wendet man sie an?

von Maria Ortiz Gil


Wie soll man nur Farbe auf den Ton bringen?
Nun, das ist ein wirklich kompliziertes Unterfangen, denn der Ton wird ja nur hart, wenn er im Ofen so viel Hitze abbekommt, dass seine Tonteilchen miteinander anfangen zu verschmelzen. Das fängt erst bei 600 °C allmählich an. Das ist kirschrote Glut! Keine normale Farbe hält das aus. Einigermaßen brauchbar wird der Scherben erst ab 1050° und für eine gute Ware sollten es mindestens 1200° sein.

Zuerst muss man sich also vergegenwärtigen, dass keramische Farben aus Mischungen von Mineralien und Metaloxiden bestehen, die diese Hitze überhaupt aushalten, die also nicht verbrennen. Sie verschmelzen dabei fest mit der Oberfläche des Tones. Es sind dünne Glasschichten oder glasähnliche Silikatmischungen.
Je nach Rezeptur, Art des Auftrags und gewählter Temperatur ist ihre Oberfläche mehr oder weniger matt oder glänzend, rissig oder in Schlieren ablaufend. Alle diese Komponenten müssen im Detail zusammenpassen, denn jede spielt eine wichtige Rolle. Stimmt nur eine davon nicht mit dem überein, was für diese spezielle Rezeptur nötig ist, wird die Glasur nicht gelingen. Um eine bestimmte Oberfläche zu bekommen, muss das Rezept der Mischung exakt abgewogen worden sein, und es muss in diesem speziellen Fall nicht zu dünn- und nicht zu dickflüssig sein, der Auftrag nicht ungleichmäßig, der passende Ton darunter, die Temperatur nicht zu kalt und nicht zu heiß, und da geht es manchmal schon um wenige Grade.
Die so genannte Grundglasur, aus der man später farbige Oberflächen entwickelt, ist aus verschiedenen Mineralien, die nur bei der für diese spezielle Mischung passenden Temperatur meist eine weißlich milchige, helle, opake oder transparente, farblose Oberfläche ergeben.

Glasuren bestehen aus Glasbildnern = Quarz und Feldspat
und
Flussmitteln = Natrium-, Kalium-, Kalzium-, Magnesium- und Bleioxid.

Vom giftigen Blei in den Glasuren haben viele schon gehört, wobei es bei Gebrauchsgeschirr nicht mehr verwendet wird, da es wirklich gesundheitsschädlich für den Töpfer in der Handhabung und auch im Gebrauch der gebrannten Ware ist. In früheren Zeiten wurde es verwendet, da man über die Giftigkeit noch nicht genug Bescheid wusste, weil es den Schmelzpunkt der Glasur herabsetzt und man somit weniger Brennenergie benötigt hat, um eine glatte Oberfläche zu bekommen. Aber es macht die Glasur auch empfindlich für Säure. Blei kann also mit der Säure der Lebensmittel wieder aus der Glasur gelöst werden und dann mit verzehrt werden.
Das ist der Grund dafür, dass man glasierte Gebrauchsware, also Tassen, Becher, Teller, Schalen, von einem Labor prüfen lassen muss, wenn man diese zum Verkauf anbietet. Dazu ist man gesetzlich verpflichtet. In einer Ausbildung zum Keramiker lernt man mit diesen Rohstoffen sachgemäß um zu gehen.

Die Glasurrezepte können noch um weitere Mineralien erweitert werden, zum Beispiel: Kaolin, Tonerde, Bentonit, Lithium, Wollastonit, Borax, und etliche mehr. Die Stäube dieser Mineralien einzuatmen ist auf Dauer gesundheitsschädlich, wie alle Stäube überhaupt, und es sollte von Anfang an vermieden werden.

Die Farbe bringt man in die Glasuren mit Metalloxiden ein. Die Zugabe der Metalloxide ist verhältnismäßig gering im Bereich von 0,5 bis etwa 5 % des Trockengewichts, je nach gewünschtem Effekt. Die gängigen Metalloxide sind folgende:

Kobaltoxid - Blautöne je nach Grundglasur und Zugabemenge

Kupferoxid - grün bis metallisch-schwarz, dunkelrot wenn man der Ofenatmosphäre Sauerstoff entzieht. Letzteres nennt man Reduktion.

Eisenoxid - Honig- Rost- Brauntöne, je nach Zugabemenge und grünlich durch Reduktion (genannt Seladon)

Chromoxid - grün

Nickeloxid - blau/türkis/grün/lila, je nach Grundglasur

Zinnoxid - weiß

Titandioxid - vanillegelb, rosa in Verbindung mit Chromoxiddämpfen

Selen, Uran, Cadmium - kräftiges rot und orange
(Uran ist bekanntlich radioaktiv, deshalb nicht mehr käuflich)

Praseodym - leuchtendes Gelb

Man kann sich vorstellen, dass bei so vielen variablen Komponenten, schier unendlich viele Möglichkeiten und Effekte entstehen. Nur sind die meisten Effekte nicht schön oder brauchbar. In den unendlich unterschiedlich möglichen Rezepturen ist nur ein bestimmtes Segment interessant und brauchbar. Der Rest all dieser möglichen Mischungen ergibt nur raue, oder hässliche Oberflächen. Leute die Glasuren entwickeln, machen sehr viele Probereihen mittels einer Feinwaage bis sie den gewünschten Effekt erreicht haben.

Eine einfachere Art Farbe in die Grundglasur zu bekommen ist die Zugabe von so genannten Farbkörpern. Diese Gemische werden so behandelt, dass die Metalloxide chemisch einigermaßen eingeschlossen sind. Während Metalloxide die Farben erst durch chemische Wirkung im Brand entfalten (weswegen sie vor dem Brennen anders aussehen), geschieht das bei Farbkörpern durch breite Streuung, also dadurch, dass viele Farbkörnchen, je nach Zugabe, mehr oder weniger dicht beieinander in der Glasur liegen. Die Pünktchendichte beeinflusst die Transparenz.

Man kann sich die Glasuren also wie die Bestandteile von Glas in Pulverform vorstellen. Sie werden mit Wasser gemischt (Richtwert ca 1kg Pulver zu ca. 0,8 Liter) und durch ein sehr feines Sieb gestrichen, um Klumpen zu beseitigen. Das geht am besten mit einem kurzen, breiten Pinsel. Die mineralischen und metallischen Rohstoffe lösen sich aber im Wasser nicht auf wie Zucker, sondern sie setzen sich sehr schnell auf dem Grund ab, weil sie so schwer sind. Deshalb muss man beim Glasieren ständig umrühren, besser vertikal als horizontal, damit man nicht nur mit der oben liegenden Wasserschicht arbeitet.
Um die jeweils nötige Dickflüssigkeit einer Glasur ein zu stellen und zu überprüfen benutzt man einen Aräometer. Der funktioniert wie eine kleine schwimmende Boje mit einer Skala. Je nach dem wie tief er einsinkt, ist die Glasur dichter oder dünnflüssiger.

Am gleichmäßigsten wird die Glasurschicht, wenn man die geschrühten Stücke eintaucht und wenige Sekunden wartet, damit das Glasuranmachwasser Zeit hat in die Poren des Scherbens ein zu ziehen und einige Glasurkörnchen mit hinein zu nehmen. So kann eine gute Verbindung zwischen Ton und Glasur entstehen. Dann zieht man das Stück behutsam wieder aus der Glasur und lässt es gut über dem Eimer abtropfen. Es ist gut, wenn man die dazu nötige Handbewegung erst ein mal trocken einübt, damit man dann „im Ernstfall“ möglichst nichts dabei verschüttet.
Innen und außen unterschiedlich gefärbte Gefäße können erst vorsichtig bis zum Rand voll gegossen und nach einigen Sekunden ausgeschüttet werden. Dabei zieht man die Unterseite des Gefäßes schwungvoll nach oben, damit die Glasur nicht über den Rand an der Außenseite herabläuft. Das muss z.B. mit einem Wasserglas eingeübt werden, sonst wird man viel verschütten. Wenn trotzdem Innenglasur an der Außenwand abläuft, kann man sie mit einem Schwamm abwischen, oder man lässt sie als Gestaltungselement herablaufen, falls einem das so gefällt. Danach kann man in das Gefäß hineingreifen und die Außenseite tauchen. Der Rand muss dann extra eingetaucht werden.
Es gibt viele unterschiedliche Methoden um Gefäße je nach ihrer Form ein zu tauchen oder auch zu übergießen. Da der Scherben beim Übergießen einen kürzeren Zeitraum mit der Glasur in Berührung kommt als beim Tauchen, muss man diese dafür etwas dicker anrühren, um den gleichen Effekt zu bekommen. Auch ist das gleichmäßige Übergießen oder Ausgießen nicht einfach und meistens bilden sich übereinander liegende Schlieren. Das kann einem gefallen oder auch nicht. Letztendlich lassen sich die Erscheinungen von „Fehlern“ durch Erfahrung und Geschick gestalterisch anwenden, was aber nicht bedeutet, dass jeder Fehler automatisch schön ist. Gerade am Anfang der Beschäftigung mit Keramik ist eine kritische Betrachtung der eigenen Werke durchaus hilfreich für eine gute Weiterentwicklung.

Auf den Flächen, auf denen das Werkstück im Ofen steht, darf auf keinen Fall Glasur sein, denn diese würde das getöpferte Stück mit den Ofensteinen (Schamotte-Einsetzplatten) verschmelzen und dann müsste man es eventuell mit dem Hammer herausklopfen.
Entweder man wischt penibel die Glasur davon weg, oder man behandelt die Flächen vorher mit Trennwachs, von dem die Glasur abperlt. Selbst dann bleiben einige Tröpfchen daran hängen, die man vor dem Brand unbedingt entfernen muss.
Grundsätzlich ist es gut, zwei bis drei Millimeter am unteren Rand frei von Glasur zu lassen, für den Fall dass man an einer Stelle zu dick aufgetragen hat und die Glasschicht dadurch in der Schmelze abrinnt und bis zum Ofenstein (Schamotteplatte) fließt. Wenn man eine Glasur dann mal kennengelernt hat weiß man, ob da eine Gefahr besteht oder nicht. Nur manche Glasuren laufen ab.

Um für Anfänger die Sache etwas weniger kompliziert zu machen (und auch für gute Geschäfte), bieten Keramikbedarfshändler so genannte Fertig-Glasuren auch in flüssigem Zustand für den Hobby-Bedarf an. Damit sich diese nicht so schnell absetzen und zur besseren Streichbarkeit, sind Kleber und andere Mittel darin enthalten, die die Glasurpulverkörnchen in der Flüssigkeit länger in der Schwebe halten. Solche Glasuren sind im Verhältnis teuer, denn schließlich hat der Hersteller viel in die aufwändige Entwicklung investiert. Er und der Händler, der diese Materialien bereitstellt, müssen ja Geld verdienen. Hobby-Töpfer geben schon auch mal viel Geld aus, weil es für sie oft eine vorübergehende Aktion ist. Um am Anfang Erfahrungen zu machen sind diese Glasuren jedenfalls ganz nützlich. Auf lange Sicht und wenn man vor hat eine nennenswerte Produktion zu machen, lohnt es sich eigene Glasuren zu entwickeln. Ein Vorteil davon ist, dass man nicht plötzlich ohne dasteht, falls der Händler eine Glasur aus dem Sortiment herausnimmt.
Diese flüssigen Fertig-Glasuren gibt es in einer reichhaltigen Farb- und Effekt-Palette in relativ kleinen Plastik-Schraubdosen. Die meist benutzten im Hobby-Bereich sind die für 1060°C. Bei dieser Temperatur ist die Keramik schon einigermaßen benutzbar, wenn auch nicht sehr schlagfest und noch nicht wirklich wasserdicht. Das bedeutet nicht, dass der Kaffe unten aus der Tasse heraus läuft, aber Wasser, das Tage lang in einer Vase steht, würde mit der Zeit durch mikroskopische Risse in der Glasur und den noch vorhandenen Poren im Ton langsam diffundieren und z.B. ein wertvolles Holzmöbel beschädigen, auf dem eine bei so niedriger Temperatur gebrannte Vase steht. Höhere Temperaturen machen mehr Probleme beim Brennen. Die Materialien werden dabei einem größeren Stress ausgesetzt. Manche Farbkörper verbrennen dabei, deshalb sind die Fertig-Glasuren für Hochtemperatur nicht so leuchtend farbig wie die für den Niedrigbrand.
Den Inhalt dieser Döschen mit Flüssigglasur muss man gut aufrühren. Die Glasur braucht eine gewisse Dicke um zu wirken (Glasschicht) und deshalb muss man darauf achten, dass man die Glasurkörnchen nicht mit einem zu harten Pinselstrich gleichzeitig wegfegt. Um eine gleichmäßige Schicht zu bekommen ist es besser nicht zu pinseln sondern mit einem weichen, vollen Pinsel, den man seitlich anlegt, nass in nass zu tupfen, eintrocknen lassen, was sehr schnell geschieht, und dann noch eine zweite Schicht drauf zu tupfen. Dabei muss man sich angewöhnen zu beobachten, wie viel Glasur tatsächlich zwischen den Pinselhaaren ist und den so oft ein zu tauchen wie wirklich nötig ist. Um einen Überblick zu behalten, an welchen Stellen man erst ein mal oder schon zwei mal aufgetragen hat, kann man Markierungen mit Bleistift machen. Bleistift verbrennt und hinterlässt keine Spuren.

Es gibt noch die Möglichkeit, eine keramische Oberfläche unter der Glasur farbig zu gestalten. Das geht mit den so genannten Engoben und den Unterglasurfarben.
Engoben sind meist helle Tonschlicker, die mit den genannten Metalloxiden oder Farbkörpern eingefärbt sind, die aber nicht zu einer glatten Fläche ausschmelzen, sondern eben Ton-rauh bleiben. Solche kann man gut unter einer transparenten Glasur verwenden. Tatsächlich fing man zu Urzeiten damit an Keramik mehrfarbig zu dekorieren, in dem man mit Schlicker aus verschiedenfarbigen Tonen aufgemalt hat.
Da Engoben aus Ton gemacht sind, schwinden sie auch, zumindest wenn sie dick aufgetragen werden. Das bedeutet, dass sie sich beim Trocknen zusammenziehen. Aus dem Grund sollte man sie auf den noch feuchten aber nicht zu weichen, also lederharten Ton aufbringen, damit Gefäß und Engobeschicht im gleichen Tempo schwinden können.
Ein Zwischending zwischen Engoben und Glasuren sind die so genannten Sinterengoben. Sie schmelzen gerade so aus, dass sie eine geschlossene, einigermaßen glatte und meist matte Oberfläche ergeben, bestehen aber hauptsächlich aus Tonschlicker mit Flussmittel.
Ein wunderbar einfaches Grundrezept für eine gute, seidenmatte, für Geschirr brauchbare Sinterengobe für 1200°C sind 7 Gewichtsanteile weißes Tonmehl und 9 Teile Wollastonit.
Unterglasurfarben sind Gemische, die aus den genannten Metalloxiden oder Farbkörpern zusammen mit einem Kleber angemacht sind. Da sie keinen oder kaum Ton enthalten, spielt die Schwindung keine Rolle. Sie werden eher aquarellartig verwendet und können deshalb auf den geschrühten Ton aufgetragen werden. Der darin enthaltene Kleber dient dazu, dass die Farbkörnchen vor dem Brand besser auf dem Tonkörper haften, denn ohne Kleber würden sie nur als Staubschicht drauf liegen, die sich sehr leicht abgreift, oder beim drüber glasieren mit transparenter Glasur leicht abgewaschen werden.

Es gibt auch die Möglichkeit mit Oxiden oder Aufglasurfarben dünn auf die pulvrig aufgetragene Glasur zu malen. Diese Technik nennt man Fayence Die Farben sinken in die Glasur ein und schmelzen im Brand in sie hinein. Diese Maltechnik ist nicht einfach, da die pulvrige Glasur sehr saugfähig ist und der Pinsel daher nicht so leicht läuft. Die Anfänge davon waren im 16. Jahrhundert, um mit Kobaltoxid auf einer Zinn­oxidhaltigen, weißen Glasur das aus China importierte teure blau/weiße Porzellan zu imitieren. Diese Keramiken wurden damals in der italienischen Stadt Faenza produziert, daher der Name. Die Technik kam aus dem arabischen Raum. Manche wurden über die Mittelmeerinsel Mallorca importiert, deshalb gibt es auch die Bezeichnung Mayolica.

Und dann kann man natürlich auch verschiedene Glasuren übereinander legen oder Glasur in Glasur malen. Die verschiedenen Glasuren verschmelzen miteinander und ergeben bestenfalls angenehm überraschende Effekte.
Überhaupt schmelzen alle Schichten zusammen, und das ist gut so, sonst könnten die einzelnen Schichten abblättern, was auch manchmal passiert, wenn irgend eine Komponente nicht stimmt.
Man kann also nicht wie bei Pigmentfarben eine darunter liegende Schicht mit einer anderen Farbe abdecken.
Selbstverständlich kann man mit dunkleren Farben hellere einigermaßen ab decken, aber es wird nie wie die reine, dunklere Farbe aussehen, sondern wie eine erst mal unbekannte chemische Mischung der beiden Farben. Dunklere Farben mit helleren ab zu decken gelingt nicht, da sich die dunklere in der Schmelze immer in die hellere mit hineinmischt.
Ebenfalls spielt die Farbe des darunter liegenden Tones eine große Rolle. Eine weiße Glasur wird auf einem dunklen Ton nie ganz weiß werden, da im Ton ebenfalls Metalloxide sind, die sich in der Schmelze in die Glasur mit hinein mischen. Ausnahmen davon gibt es, wenn das Glasurrezept entsprechend abgestimmt ist.

Effekt- und Kristallglasuren
sind am Schwierigsten zu handhaben. Sie entstehen aus komplizierten Rezepturen. Effekte und Kristalle entstehen bei der Abkühlung, die dafür noch langsamer als normalerweise stattfinden muss.

Lehmglasuren sind ganz einfach aus Tonen gemacht, die schon bei relativ niedriger Temperatur schmelzen und einen braunen, seidenglänzenden, säurebeständigen Überzug ergeben. Daraus wurden Vorratsbehälter. z.B. für Sauerkraut hergestellt.
Salzglasuren sind eigentlich keine Glasuren in dem Sinn, die vor dem Brand aufgetragen werden, sondern die Oberfläche des Tones verglast bei Höchsttemperatur durch Zugabe von Salz in die Ofenatmosphäre. Ein für die Luft recht giftiges Unterfangen, das seit dem 15. Jahrhundert vor allem im Rheinland üblich ist. Das Ergebnis ist die sehr widerstandsfähige graue Keramik mit blauer Kobalt-Bemalung, die allgemein bekannt ist. Die fertigen Stücke sind säurefest und im Gebrauch unbedenklich für die Gesundheit.

WERKSTATTHYGIENE: Herumflliegende Stäube sollten möglichst vermieden werden. Beim Abwiegen und Anmischen sollte man mindestens eine FFP2 Feinstaubmaske tragen, besser eine FFP3, und sorgfältig agieren, um möglichst wenig zu verschütten. Medizinische Masken sind kontraproduktiv, da sie nicht dicht am Gesicht abschließen. Durch die erschwerte Atmung holt man unbewusst mehr Luft und bringt damit den Glasurstaub besonders tief in die Lungen.
Staub und verschüttetes Pulver sollte man feucht aufnehmen. Vorsicht mit Staubsaugern, die nicht vollständig dicht abschließen! Diese verteilen die besonders gesundheitsschädlichen feinsten Teile erst recht in der Luft, wo sie lange in der Schwebe bleiben können
Um das Abwasser zu schützen sollte man feucht aufgenommene Glasuren und Rohstoffe in einem Eimer auswaschen und nicht unter fließendem Wasser. Sie setzen sich spätestens über Nacht auf dem Grund des Behälters ab. Das Wasser wird dann sehr langsam abgeschüttet, um Verwirbelungen zu vermeiden. Den Glasurschlamm auf dem Grund sammelt man, um ihn weiter zu verwenden, oder um ihn sachgemäß in der Gefahrstoff-Sammelstelle zu entsorgen.
Wenn sich eine entsprechende Menge an Glasurresten angesammelt hat, kann man diese gut vermischen und durch ein Haarsieb lassen und eine Probe davon machen. Wenn diese gut ausschmilzt, kann man sie zum Beispiel gut für die Innenseite von Vasen mit kleiner Öffnung nehmen. Mit etwas Glück ist die zufällige Mischung auch ansprechend genug, als dass man sie gestalterisch einsetzen kann. Mit etwas Erfahrung kann man eine Resteglasur mit den entsprechenden Zugaben wieder aufhübschen.

Glasurrohstoffe werden oft unter unmenschlichen Bedingungen aus der Erde geholt. Ihre Verarbeitung und Kommerzialisierung zerstört Landschaften und Ökosyseme, schädigt Gewässer und gefährdet Menschen und andere Lebewesen.
Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, kann sich folgenden link abschreiben: youtube.com/watch?v=Hmqf0L52rD8

Je weniger man davon verbraucht oder entsorgt, desto besser. Für den Anfang ist es daher empfehlenswert, mit zwei oder drei wenigen Glasuren zu beginnen und diese gut zu testen und handhaben zu lernen. Sehr schnell hat man sonst die Werkstatt voll von allen möglichen Behältern mit allerlei Glasuren, die vielleicht nie wieder verwendet werden und entsorgt werden müssen.

Behälter mit Glasur sollten stabil und verschließbar sein. Plastiktüten eignen sich schlecht, da sie leicht aufreissen können. Die Behälter sollten unbedingt beschriftet sein, damit man nach längerer Zeit nachvollziehen kann, was drin ist und wie hoch es gebrannt werden kann. Die Beschriftung sollte nicht auf dem Deckel stehen, da dieser verwechselt werden kann.
Die Ränder der Flüssig-Glasur Dosen und das Gewinde, auch im Deckel, müssen sehr sorgfältig gereinigt werden, da sie wegen des in der Fertigglasur enthaltenen Klebers beim Trocknen hart werden und sich die Dose somit nicht luftdicht verschließen lässt. Eingetrocknete Reste lassen sich eben wegen dieses Klebers nicht wieder aufrühren, was bei Glasuren sonst leicht der Fall ist, da sie ja als nicht gebundenes Pulver auf dem Grund des Behälters liegen. Das ist ein Nachteil dieser Flüssig-Glasuren.

Immer wieder wird ein ganzes Kompendium von Glasuren und Rohstoffen aus einer Werkstattaufgabe kostenlos angeboten. Die Verlockung mag groß sein, das an zu nehmen. Es ist aber unbedingt zu bedenken, dass man sich dabei möglicherweise eine Menge an Gefahrstoffen aufhalsen lässt, die der Vorbesitzer bloß zu träge ist zu sortieren und gegebenenfalls sachgemäß zu entsorgen. Auch kann man nicht wissen, ob in den geschenkten Behältern tatsächlich das drin ist was drauf steht. Ich rate davon ab, es sei denn, es handelt sich um den Nachlass einer professionellen Werkstatt, und auch da sollte man nicht unbedacht sämtlichen Fundus übernehmen, sondern nur die klar gekennzeichneten Rohstoffe.

Das war nun ein Überblick zu einem eigentlich noch viel komplexeren Thema, der Anfängern die Einordnung und Handhabung erleichtern soll.

Schönen Gruß an alle Freunde der Keramik und die, die es werden wollen!

Maria
Chillie2602
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Registriert: Donnerstag 27. September 2018, 09:46

Re: Anleitung für "blutige Anfänger" Töpferblatt 2-2024

Beitrag von Chillie2602 »

Ich hätte gerne ein Töpferblatt Abo und die Ausgabe, in der die Artikel von Maria drin stehen :-) Was muss ich tun um das Abo abzuschließen?
Liebe Grüße
Anna
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Günter
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Re: Anleitung für "blutige Anfänger" Töpferblatt 2-2024

Beitrag von Günter »

Hallo Anna, schick mir einfach eine mail an kalkspatz@gmx.de !
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