Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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BrennNessel
Beiträge: 39
Registriert: Dienstag 10. Oktober 2023, 13:00

Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Beitrag von BrennNessel »

Hallo! Eine Frage zum Öffnen des Tonbatzens auf der Scheibe:
Alle Startschritte bis hin zu einem zentriert laufenden Diskus klappen inzwischen gut. Auch noch das Eindrücken des zentralen Lochs ist kein Problem, alles läuft exakt zentriert. Wenn ich dann aber anfange, den Diskus zu öffnen, also den Rand nach außen zu ziehen, dann entstehen dabei oft Unregelmäßigkeiten.
Bei kleinen Teilen macht das nichts, da kann ich den Rand einfach re-zentrieren oder die Unwucht eben später oben abtrennen. Aber da ich inzwischen auch Größeres drehe (>2 Kilo ist für mich „größer“ :-)), stört das enorm. Hat jemand eine Idee, was ich wohl falsch mache oder einfach anders versuchen könnte? Ich hab‘ schon verschiedene Handhaltungen, Körperhaltungen, Techniken, Drehgeschwindigkeiten etc. ausprobiert, finde aber bislang meinen Fehler nicht. Gibt es bei diesem Schritt „typische“ Probleme?
Freu‘ mich sehr über Tipps, Dankeschön!
madame Alexis
Beiträge: 261
Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Beitrag von madame Alexis »

Hallo,
Wenn du oben was abschneiden musst, damit der Rand wieder eine Höhe hat, dann ist dein Ton nicht exakt in der Mitte aufgebrochen. Die Wandung ist dann unregelmäßig dick, wenn du dann hochziehst, wird es zwangsläufig unregelmäßig. Da wo mehr Ton ist, geht es mehr in die Höhe.
Ich achte beim aufbrechen darauf, nicht direkt den Finger rein zu "bohren", sondern taste mich langsam ran, drücke mit dem Mittelfinger vom Rand des Diskus langsam in die Mitte und gehe dann behutsam in die Tiefe. Hoffe, das klingt verständlich, vielleicht hat ja noch jemand eine andere Idee.
Viele Grüße,
Alex
Ono
Beiträge: 163
Registriert: Mittwoch 12. September 2012, 09:08
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Re: Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Beitrag von Ono »

Üben, üben, üben.
Ich vermute, dass die Bewegung des Öffnens zu plötzlich ist. Man muss immer, wenn man den Ton wieder anfasst oder loslässt ganz sanft anfangen und den Druck langsam steigern bzw. verringern. Wenn bei Anfängern ein schon zentrierter Ton plötzlich wieder vereiert, liegt es oft daran, dass er zu abrupt losgelasseen wurde, oder eben zu plötzlich angefasst und an einer Stelle gedrückt. Also die Bewegung des Öffnens am Anfang ganz vorsichtig einleiten und vor allem am Ende ganz vorsichtig beenden.
Probier das mal aus. Erst beim Anfassen den Ton nur fühlen und dann vor dem Loslassen wieder.
Natürlich kann man auch mittendrin plötzlich zu wenig oder zu viel drücken, aber dann merkt man gewöhnlich selbst sofort, dass man es vermurkst hat und wieso.
Maria Ortiz Gil
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Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Der Ratschlag von Ono langsam aufzubrechen und langsames hin fassen und loslassen ist wirklich wichtig.

Das Problem kann auch ein Zeichen dafür sein, dass dein Tonbatzen nicht gleichmäßig in der Konsistenz ist. Zum Beispiel, wenn du die Batzen nicht gut geknetet hast oder vorbereitest und eventuell auf einer saugfähigen Oberfläche liegen lässt, oder offen liegen lässt, So dass sie an der Oberfläche etwas an trocknen.

Normalerweise bekommt man das beim Zentrieren wieder homogenisiert, in dem man die Außenseite des Batzens so in die Mitte drückt, dass dem Teil der in der Mitte liegt, keine andere Wahl bleibt, als nach oben aus zu weichen. Der Druck auf den Batzen muss dazu am Anfang wirklich horizontal passieren, wobei man gleichzeitig den Querschnitt auch kontrolliert.

Wenn man dann den Teil (der vorher in der Mitte war), der jetzt oben ist, wieder nach außen herunter drückt (ohne das eine Pilzform entsteht), haben der innere und der äußere Teil des Batzens den Platz getauscht.
Wenn man diesen Vorgang mehrfach macht, werden alle Unregelmäßigkeiten ausgeglichen,
da alle weicheren oder härteren Teile oder Luftbläschen zwangsläufig in die Mitte und nach oben geraten und so nach oben herauszentriert werden können.

Dabei kann es passieren, dass der Ton nicht von ganz unten direkt am Scheibenkopf in die Mitte gedrückt wird.
Dann ist auf der Höhe des Bodens der Ton nicht homogenisiert. Beim aufbrechen kommt man dann unwillkürlich auf diese ungleiche Schicht und das ganze fängt wieder an zu wackeln. Das ist aber nicht schlimm, man kann den entstandenen Ring noch mal innen, oben und außen umfassen und gut festhalten und nach zentrieren.
Überhaupt sollte man beim Aufbrechen nicht nur an das Loch denken und alles andere seinem Schicksal überlassen, sondern immer den ganzen Radius-Querschnitt kontrollieren, also den entstehenden Ring immer auch gut festhalten.
Besser ist es natürlich, wenn man gleich von Anfang an den ganzen Ton durchzentriert

Ich habe auf die Schnelle eine kleine Zeichnung gemacht um es besser zu veranschaulichen. Innen und außen des Patienten sind in zwei unterschiedlichen Farben dargestellt. Das Foto davon ist nicht besonders gut, aber ich denke, dass man es erkennen kann.
Die letzte Zeichnung soll die Bewegung des Tones auf der Scheibe beim zentrieren darstellen.
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Maria Ortiz Gil
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Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Da war wieder einmal der AutoKorrektur am Werk! Wobei das Wort Patient in diesem Fall gar nicht mal so falsch ist.

Es sollte natürlich Batzen heißen!
BrennNessel
Beiträge: 39
Registriert: Dienstag 10. Oktober 2023, 13:00

Re: Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Beitrag von BrennNessel »

Herzlichen Dank schonmal für eure Hinweise!
Nun bin ich leider bis Sonntag nicht zu Hause, aber dann gibt's sofort eine Übungsrunde, denn beim Sinnieren über eure Antworten denke ich, dass die Lösung schon dabei ist.
Wahrscheinlich bin ich wirklich zu ruppig! Oder/Und erwische die unterste Schicht beim Auf-und-Ab-Zentrieren nicht.

Das Kneten selbst ist es nicht, das klappt gut und da ich immer zwei Tonsorten zusammenknete (mit untersch. Farbton) sehe ich genau, ob es passt. Gut abgedeckt ist mein Ton auch immer, da ich Mama bin und nie weiß, wann sich der Nächste vom Radl schmeißt oder mit lebensgefährlichem Hunger ankommt.
Dass ich das Loch nicht in der Mitte mache, war auch zunächst meine Vermutung - dazu habe ich mir unzählige Beispiele auf YT angesehen und mir dabei auch eine neue Technik abschauen können, die nun viel besser für mich passt.
Bis zum Stadium "Diskus mit Loch" dreht mein "Patient" :D rund, das Problem liegt also wohl danach.

Ich schmunzle, hab' das ja oft gehört, dass man zB am Rand oben ganz sanft und langsam loslassen solle... und beim Formen den Ton "behutsam überreden" solle, statt ihn zu drängen. Mit euren Antworten stelle ich nun aber fest, dass offenbar dennoch die Überzeugung in mir steckte, dass ich, umso größer der gerade zu bearbeitende Batzen/Teilbereich ist, auch umso fester zulangen müsse...

Also, Beides wird alsbald ausprobiert! Mehr Fühlen, mehr Behutsamkeit, nicht nur an den ohnehin zarten Stellen. Ausprobieren, ob ich beim Zentrieren eventuell die Bodenschicht nicht mit erwische... Vielen Dank Maria für die Mühe mit dem Bild, das erklärt mir sehr anschaulich, worum es geht!
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1248
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Zwischen behutsam und fest ist eigentlich kein Unterschied, beides kann gleichzeitig geschehen.
Aber zwischen allmählich und plötzlich. Es geht darum, dass man dem Ton einige Umdrehungen lang die Gelegenheit geben muss, sich an die auf ihn wirkende Krafteinwirkung an zu passen. Macht man die Bewegungen zu schnell, hat der Topf
möglicherweise noch nicht ein mal eine ganze Umdrehung gemacht, wodurch die plötzliche Krafteinwirkung an dieser Stelle einseitig wird. Für das loslassen gilt das gleiche.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1248
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Ich denke noch mal über die Möglichkeit der sprachlichen Vermittlung nach, das ist wirklich nicht einfach.
@BrennNessel, du hast zB geschrieben, dass du gehört hattest, man müsste den Ton „überreden“.
Der Ausdruck ist gut gemeint, aber wie sollte das gehen? Soll man lieb mit ihm sprechen oder ihm Schokolade versprechen, falls er gehorcht?
Als Lernender bleibt man dabei oft ratlos und ich erinnere mich noch gut daran, wir es mir damals ging, und wie sehr es mir geholfen hat, wenn jemand den physikalischen Vorgang oder die Probleme der Statik ERKLÄRT hat. Das ist meine Motivation, hier so ausführlich zu schreiben.

Beim Aufbrechen geht es übrigens gar nicht, dass man das Loch nicht in der Mitte macht. Würde man daneben rein drücken, würde einfach eine Rille entstehen und eine kleine Menge Ton in der Mitte stehen bleiben (was man zum drehen von Kerzenhaltern mit Teller und für Gugelhupfformen gut einsetzen kann).
Die Unregelmäßigkeit kommt eher daher, dass man dabei den entstehenden Ring nicht weiterhin innen, aussen und oben festhält. Im Idealfall gibt man der gesamten Form auf der Seite an der man dreht eine Schablone vor, durch die sich der Ton hindurchzwängen und anpassen muss. Ich erinnere hier noch mal an die stufenlose Verstellbarkeit der Finger, weil ich beobachtet habe, dass bei Anfängern oft welche in die Luft ragen, anstatt sich an die Form an zu schmiegen um sie zu kontrollieren.
madame Alexis
Beiträge: 261
Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Beitrag von madame Alexis »

Liebe Maria,
Man kann den Hubel schon schief aufbrechen. Das geht, hundertfach von mir getestet.
Grüße,
Alex
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1248
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Schritt „Öffnen“ erzeugt Unebenheiten

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

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das Loch gerät doch zwangsläufig in die Mitte, da wo die Mitte der Drehung und des Scheibenkopfes ist. Was dann schief, oder eben nicht zentrisch ist, ist der Rest des Batzens, aber der Anfang des Lochs liegt immer in der Mitte, ich verstehe nicht, wie es bei einer sich drehenden Scheibe anders gehen sollte und nur an dieser Mitte kann man sich orientieren, und nicht am äußeren Rand des eiernden Batzens.
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