Feine Glasurrisse

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Michel Keramikbedarf
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Feine Glasurrisse

Beitrag von Michel Keramikbedarf »

Hallo

Ein Problem haben wir aber: Nach dem Glasurbrand haben unsere Objekte immer feine Risse (wie Craquelée) in den Glasuren. Am Anfang ist das nicht passiert, jetzt aber haben wir das bei jedem Brand.

Die Steuerung ist folgendermassen programmiert:
- 6 Std. auf 640 Grad
- Anschliessend vollgas auf 1030 oder 1040 Grad

Der Ofen wir jeweils zwei Tage nicht geöffnet, so dass er eine Innentemperatur um die Raumtemperatur, sprich etwa 20-30 Grad anzeigt. Die Risse können somit aus unserer Sicht nicht durch das zu frühe Öffnen des Ofens geschehen. In der Regel sind pro Brand drei Platten mit Keramik im Ofen.

Wir hoffen, Sie können uns einen Tipp geben, woran das liegen könnte. Rein auf das Abkühlen hat man ja keinen Einfluss und so kalt ist es in unserem Keller nicht; insbesondere im Sommer nicht.

Wir arbeiten mit unterschiedlichsten Tonmassen und Glasuren. So haben wir z.B. Tonmassen von WBB W2505, Creaton (480, 474, etc.), Portclay, im Einsatz. Glasuren sind hauptsächlich von ROK, BOTZ und Terracolor.

Trotz Überlegungen sehen wir keine bestimmte Kombination bei der die Risse auftreten und bei anderen nicht. Generell ist einzig, dass z.B. die Goldglasur und Spiegelglasur von BOTZ und matte Glasuren meist keine Risse haben, während die glänzenden Glasuren meistens Craquelee-Effekte aufweisen.

Im Voraus besten Dank für Ihre Hilfe
hille
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Beitrag von hille »

Seufz, die Frage gab's schon so oft. Mein Tip, in der Leiste unter dem Kalkspatzlogo auf "Suchen" gehen.
Aber trotzdem ganz kurz, abgesehen von den Faktoren, die eine Glasur in Kombination mit einem bestimmten Ton craquelieren läßt, bei einer Brenntemperatur von 1040° kommen die Haarrisse früher oder später sowieso, da der Ton noch wasseraufnahmefähig ist und sich dadurch auf Dauer ausdehnt. Also ist es eh' wurscht!
Hille
hille
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Beitrag von hille »

Würde ich in dem Fall aber letztendlich als Anti-Werbung betrachten. :lol:
Michel Keramikbedarf
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Beitrag von Michel Keramikbedarf »

Hallo

Das ich Händler bin deklariere ich ja auch offen und klar...

Die Frage stammt von einem Kunden...

Ich kenne oder vertreibe weder BOTZ noch Terracolor Glasuren.
Auch die Tonmassen von Creaton habe ich nicht im Angebot...
Dachte jemand von Euch kennt die Eigenschaften der verwendeten
Produkte besser?
Michel Keramikbedarf
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Beitrag von Michel Keramikbedarf »

na ja...

das wissen ist das eine... offen sein für meinungen von erfahrenen profis das andere.

ich suche konkrete empfehlungen und erfahrungen mit welcher tonmasse dieses problem vermindert werden kann. ich möchte dem kunden nicht einfach sagen die glasur passt nicht auf diesen ton...
sondern: andere anwender haben mit .... dieser tonmasse gute erfahrungen gemacht.
adelfos
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Haltezeit

Beitrag von adelfos »

Ich hab da was von Brennen mit Vollgas gelesen und herzlich gelacht. :oops:

Genau das würde ich niemandem im Niedrigtemperaturbereich anraten und nach dem Erreichen der Haltezeit empfehle ich eine Haltezeit von zumindestens 30 Minuten!! Wenn das nicht hilft dann wird man die Glasur einstellen müssen, je nach WAK.

Einen lieben Gruss
aus Tinos
Bernhard, [url=https://clayart.gr]TINOS CERAMICS[/url]
adelfos
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Beitrag von adelfos »

Harry hat geschrieben:ich will ja nicht stänkern, aber grade diese Frage läßt mich doch vermuten, daß es eine "gesetzte" ist, um Werbung zu betreiben...
nix für ungut, aber für blöd verkaufen muß man andere nich....
Harry
Mensch, der freundliche Harry wird grantig! :shock:
Nimms mit Gleichmut, Bruder, auch wenn Du meinst dass dich jemand vera....t.

Freuen wir uns über den Schweizer Kontakt - ich zumindestens tu das!! :D
Bernhard, [url=https://clayart.gr]TINOS CERAMICS[/url]
Michel Keramikbedarf
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Beitrag von Michel Keramikbedarf »

herzlichen danke für den hinweis... werde dem kunden als ersten schritt eine langsame brennkurve mit 80°C/h auf 1040°C und eine haltezeit von 40 minuten empfehlen....
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Pit
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Beitrag von Pit »

also ich muss da auch lästern, egal ob schweiz, neu hier oder der vatikan....
sowas geht mal gar nicht!!! das tut sogar richtig weh!
da sieht man aber auch mal das man sich nicht auf alles und jeden verlassen kann. 30 jahre erfahrung als händler - ok das ist jemand der einfach nur verkauft. aber in so einer elementaren frage einfach einen im forum bekommenen hinweis an den kunden weiterzugeben, das halte ich für arg bedenklich! hier fehlt es doch von vorn bis hinten an kompetenz. mehr anti-werbung für eine firma ist doch kaum möglich...

der kunde sieht zudem nur auf den glänzenden glasuren die risse. in den matten werden die genauso sein. nur sie sehen die nicht. am besten empfehlen - alles zu mattieren. :)

@adelfos - was ist gegen vollgas erwärmung zu sagen? wenn ich das oben dann entsprechend halte, muss das reichen. grundsätzlich fahre ich jeden glasur-ofen "vollgas".

ich schließe mich hille an. keramik mit 1050°C taugt nicht sonderlich für rissfrei. da braucht man schon eine dort dicht brennende masse.

ich habe jetzt momentan zum ersten mal auch mit diesem temp. bereich zu tun. für meine ofenkacheln - ich verwendete eine masse mit 40% schamotte - muss ich auf diese temperatur hinunter gehen.
es hilft nur ein anpassen der glasur an die masse. die erste probe war voller kleinster haar-risse. nun kommen eben viele proben. kreide/kalkspat, ton, ball clay, talkum/magnesiumkarbonat, calziumborat, kaolin, längere haltezeit... nur wie will jemand der nur händler ist, sowas nem kunden verklickern???
unterm strich ist aber bei ofenkacheln schon vorprogrammiert das dort mindestens winzigste haar-risse entstehen. so ein ofen ist eben temperatur-schwankungen ausgesetzt...
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Pit
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Beitrag von Pit »

nein.... blei habe ich aus der werkstatt verbannt. egal ob fritte oder effektglasur... die kunden haben sich glücklicherweise sofort mit einer fertig-glasur von keramik-kraft angefreundet. perfekt sag ich nur. die kleinen risse, werde ich etwas reduzieren, obwohl ich denke das das nichtmal 'not täte'....
volkmar
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Beitrag von volkmar »

Mit Fertig-Glasuren im unteren Temperaturbereich zu arbeiten sehe ich nicht nur als Problem an, sondern dem Kunden gegenüber auch etwas als fahrlässig.
Ich habe noch von keiner Glasur gehört, die auf den Scherben des selben Anbieters oder Händler harrissefrei (nicht zu verwechseln mit Craquelée) sitzt. Bei Gefäßen für Flüssigkeiten undenkbar.
In der Werkstatt meines Vaters habe ich die Glasuren für 1100° selbst entwickelt und hergestellt, da gab es nie Probleme.
Er hatte zuvor auch Fertigglasuren, allerdings machte er seine Masse selber und konnte diese den Glasuren anpassen.

Deshalb gibt es für mich auch in meinem Temperaturbereich von 1260° nichts anderes als die Glasuren selber zu machen. Da weiß ich am Besten, was zu ändern und verbessern ist. Aber für einen Laien ist das ja nicht immer möglich.

Etwas Unterschied darf ja auch zum Profi sein - oder? Und da gehören die eigenen Glasuren oben auf.

Der Versuch, eine Fertigglasur zu verändern klappt in den seltensten Fällen.

Für Deine Kacheln Pit machen kleine Haarisse ja nichts aus.

Gruß
Volkmar
Zuletzt geändert von volkmar am Montag 4. Februar 2008, 11:03, insgesamt 1-mal geändert.
Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.
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Günter
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Beitrag von Günter »

zu den Haarrissen in Kacheln muß ich noch unbedingt eine Story beisteuern:
ein Kunde rief an, in seinem frischgesetzten Ofen wäre eine Kachel gerissen, direkt über der Feuertür.
Meister und ich als "Keramikexperte" düsen etwas panisch hin (eine kaputte Kachel aus diesem Bereich auszutauschen ist ziemlich aufwändig), stehen vor dem Ofen, schauen, suchen, glotzen dumm - kein Riss in dem Sinne zu sehen. Die Dame des Hauses, der ihr korinthenkackender Ehemann sichtlich peinlich war, zeigte uns dann einen Harrriss in einer Kachel, der durch beim Säubern hineingeriebenen Russ sichtbar geworden war...
Also Pit: kein Scherz, weise in der Leistungsbeschreibung lieber darauf hin, dass Haarrisse völlig normal, unvermeidlich und kein Grund zur Sorge sind.

Herzlichst Günter
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Pit
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Beitrag von Pit »

es ist mir klar das ich auf kachelmasse nie haar-riss-freie glasur haben werde. und erst recht, wenn der ofen in betrieb ist.
aber wenn ich die risse bereits sehe, wenn der glattbrand fertig ist - hoffe ich noch ein klein wenig spannung heraus nehmen zu können. einfach um noch sicherer zu sein, das es in zukunft keine abplatzer geben wird.

die kunden sind bislang unproblematisch. das liegt wahrscheinlich auch daran das alles locker ist. mein preis ist ganz locker... aber ich baue so etwas zum ersten mal. also für mich einfach um einen fuß in ein neues geschäftsfeld zu bekommen. es gibt keinen vertrag. der ofen ist vom ofensetzer nun individuell gemauert. die kunden sind nun darauf angwiesen, einen keramiker die kacheln anfertigen zu lassen. von der stange passt nicht mehr.
alles wird gut. auch mit kleinen rissen.
hab eigentlich eher bammel vor dem glasieren. tauchen, begießen oder spritzen. letzteres würde wohl eine umweltverschmutzung riesigen ausmaßes. leider, denn das wäre sicher das sicherste...
hille
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Beitrag von hille »

Ich würde dir zum Glasieren ja zur Spritzmethode raten. Aber eigentlich nur dann, wenn du auch in eine Spritzkabine investierst. Das macht aber wohl nur dann Sinn, wenn du wirklich den Fuß in die Tür bekommst, und sowas öfter machst.
Hille
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Pit
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Beitrag von Pit »

im schütten bin ich eigentlich recht fit. wahrscheinlich muss ich alle kacheln gleich herum halten, damit die möglichen erkennbaren "schütt-überhänge" in die selbe richtung zeigen.
beim spritzen hab ich keine kabine. wenn dann würde ich es ohnehin favorisieren - die entsprechend zusammen gehörigen teile nebeneinander zu legen. so wären zu dünne oder zu dick gespritzte stellen gleich nebeneinander.

es sind einige recht bizarre formen dabei. ist nicht so das alle kacheln glatt + kante sind. beim beschütten überlege ich, ob ich die obere kante abklebe? so fließt nicht zu viel auf die rückfront und ich muss nicht zu vorsichtig gießen.
beim tauchen denke ich an eine extra flache große wanne. ähnlich einer fotoschale. vom bauchgefühl wird es aber eh das begießen...

was das blei betrifft, so will ich das generell nicht mehr in meinem ofen haben, oder darinnen herumrühren. da gehts etwas für mich um ein prinzip.
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