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Was mache ich falsch ?
Verfasst: Samstag 8. Dezember 2007, 17:25
von Heidi Becker
Hallo, liebe Kalkspatzen,
Eure Internetseite hat mich animiert, bei Euch Hilfe zu suchen. Hier mein Problem:
Seit ca. 12 Jahren stelle ich „hauchdünne“ Keramik-Fensterbilder her, ca. 2 mm dick, inclusive Glasur. Bis vor zwei Jahren war alles gut – keine Reklamationen.
Bis dato hatte ich meinen Drehton, 0 Schamotte, von der Mühle Wagner bezogen, die auch die Fa. Hutschenreuther belieferte. Seit ca. 2 Jahren ist diese Mühle aber Pleite. Also mußte ich gezwungenermaßen einen anderen Ton nehmen – 11er Ton der Fa. Fuchs, wie mir mein Händler sagte.
Da ich ein braves Mädchen bin, und außerdem wenig Ahnung habe, habe ich ihm blind vertraut. Bei meiner letzten Ausstellung mußte ich nun feststellen, daß viele Stücke, die ich im letzten Jahr hergestellt hatte, sich aufrollen, wie ein nasses Buch und außerdem sehr große, grobe Risse aufweisen und das Stück zerbröseln.
Diese Fehler sind nicht sofort sichtbar, sondern können durchaus erst nach einem ganzen Jahr auftreten, neuerdings aber auch schon nach Wochen.
Mein Händler weiß auch keinen Rat. – Da Ihr aber alles „alte Hasen seid“, könnt Ihr mir vielleicht einen Tip geben, wo der Unterschied zwischen dem Ton aus der ehemaligen Mühle Wagner und dem der Fa. Fuchs sein kann und was ich vielleicht beachten muß.
Zum besseren Verständnis füge ich eine Abbildung einer meiner Arbeiten bei.
Ich würde mich riesig freuen, von Euch zu hören.
Heidi
Verfasst: Samstag 8. Dezember 2007, 23:17
von Ima
Also, das hört sich an nach UNTERFEUERT.
Wobei ich das Aufrollen gar nicht nachvollziehen kann.
Ich würde mal mit Paper-Clay experimentieren!
Oder eine eigene Mischung von Bone-Cina mixen.
Kann dir ein Rezept zukommen lasen.
Wie hoch bennst du im Glasurbrand?
Ima
Verfasst: Sonntag 9. Dezember 2007, 10:16
von hille
Also das Aufrollen würde ich ja auch mal gerne sehen!

Verfasst: Montag 10. Dezember 2007, 23:06
von mimei
Hallo Heidi ,
ich hatte ein vielleicht ähnliches Problem in den 80igern . Mit einer sehr groben englischen Masse ( Lieferant war Görgens in Köln ) - Bezeichnung der Masse kenne ich nicht mehr , habe ich Relieffliesen hergestellt ( ca 1,5 cm stark, 1200°C im Naber E-Ofen mit Gasanschluß ) Ging 2-3 Jahre lang gut , dann kamen die ersten Anfragen von Kunden - ganz freundlich - ob ich etwas reparieren könne , da sei wohl die Putzfrau mit dem Besenstiel gegengeschlagen . Von der Oberfläche hatten sich ca. 20cent Stück große Glasurpartikel gelöst, darunter kleine Krater mit weißen Elementen . Mein Händler verwies mich auf Nachfrage auf die britischen Arbeitsgewohnheiten : " Da haben die eben beim Verarbeiten gleich die Muschelreste aus der Grube nebenan mit vermahlen . Kalkeinschlüsse
eben ."
Ich nutze jetzt andere Massen
viele Grüße
mimei
Verfasst: Dienstag 11. Dezember 2007, 10:12
von hille
Hallo Mimei,
auf Töpferisch gesagt: Da waren Kalkspatzen im Ton!
Heidis Problem hört sich aber, ehrlich gesagt, nach was Anderem an.
Hille
Verfasst: Dienstag 25. Dezember 2007, 17:02
von Heidi Becker
Hallo, liebe Kalkspatzen,
Euch allen erst einmal schöne Weihnachten und Danke für Eure mails.
Nachträglich zu meiner Anfrage vom 08.12.2007 "Was mache ich falsch?" hier die passenden Fotos:
- unter flickr.de
- suche/suche Personen
-
heidibecker.unna@yahoo.de suchen
Viele Grüße
Heidi
Verfasst: Dienstag 25. Dezember 2007, 21:32
von KerstinZ
Also wenn ich jetzt alles richtig gemacht habe, müßten unter nachfolgendem Link die Fotos zu sehen sein:
Heidis Fotos.
Für diejenigen, die nicht so versiert am Computer und mit Suchfunktionen sind.

Verfasst: Mittwoch 26. Dezember 2007, 11:56
von hille
Also, es sieht ja so aus, als ob sich Glasur und Ton überhaupt nicht richtig verbunden haben. Außerdem ist die Glasur ja praktisch so dick wie der Scherben. Ich vermute also mal folgendes: Die Keramik nimmt mit der Zeit Feuchtigkeit aus der Luft auf und dehnt sich aus. Normalerweise würde das zu Haarrissen in der Glasur führen. Bei dir scheint das aber so extrem zu sein, daß sich gleich die Glasurschicht als Ganzes ablöst. Glasur und Ton passen also wohl schon vom Wärmeausdehnungskoeffizienten (WAK) her nicht gut zusammen, außerdem ist die Feuchtigkeitsaufnahme deines neuen Tons wohl auch höher als beim alten. Es gibt vielleicht die einfache Möglichkeit, dünner zu glasieren und die Brenntemperatur zu erhöhen.
Hille
Verfasst: Donnerstag 27. Dezember 2007, 12:43
von Pit
auf dem bild "kalkspatz1" sehe ich auch weitere starke glasurrisse. das ganze sieht auch so aus, als ob die glasur abgesprengt ist/wird.
da hat hille recht.
wobei brenntemperatur erhöhen auch andere folgen haben kann. deine bilder verziehen sich eventuell.
wechsle doch einfach erneut den ton
bei dir ist es ja so, das sich beim abkühlen der ton mehr zusammenzieht, als die glasur. (heiße dinge dehnen sich aus)
deshalb hab ich etwas bedenken, wenn hille sagt noch heißer brennen. zumal sich ja der ton dann auch noch zusätzlich verziehen kann.
dein produkt ist allerdings so ungewöhnlich (glaube niemand von den töpfern hier fertigt solch dünne keramiken in solch form) - das alle hilfe nur theoretisch ist.
ich hätte die tonsorte oder glasur gewechselt. den ton selber ändern ist zu aufwendig. glasur kann man eher etwas abändern. kreide (10%) ist da was gutes. oder einfach kaolin. denn mit kaolin - wird deine glasur "ton ähnlicher".
allerdings ändert sich oft auch die glasur optisch beim abändern.
es bleibt dir nichts anderes übrig, als zu testen...
Verfasst: Donnerstag 27. Dezember 2007, 15:24
von hille
Also, ich weiß ja gar nicht, bei welcher Temperatur Heidi brennt, aber wenn es im 1050er Bereich ist, ist da ja durchaus Spiel. Ich meine auch keine enorme Veränderung, ich dachte eher an 10°, die können auf die Glasur schon eine Wirkung haben. Haarrisse würde es natürlich weiterhin geben, aber die wären ja im Vergleich zum jetzigen Zustand mit Sicherheit das kleinere Übel. Dumm ist eben, daß das Problem so eine lange Zeit braucht, um überhaupt aufzutreten. Jeder Versuch, etwas zu verändern, kann demzufolge auch erst nach dieser Zeit beurteilt werden. Vielleicht könnte Heidi die fertige Keramik in Wasser legen, um den Effekt, der sonst erst nach Monaten durch die Luftfeuchtigkeit auftritt, zu beschleunigen? Aber eine langwierige Geschichte wird es mit Sicherheit.