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Ton für <1000°C

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2006, 14:27
von Avhaline
Ich hab in der Mittagspause das www durchstöbert, auf der Suche nach einer Modeliermasse, die unter 1000°C gebrannt werden kann. Fündig geworden bin ich nur bei einem einzigen Hersteller, wobei der nur weiß brennende Steingut-Masse anbietet, die ab 980°C gebrannt werden kann (mir wäre ja rot, gelb oder schwarz lieber)

Was mich gänzlich verwirrt hat: Online-Shops, die überhaupt keinen Tempreaturbereich angeben.... Wie soll man hier das geeignete auswählen?

Jedenfalls... Ich weiß von mindestens zwei Museen, die im Rahmen experimenteller Archäologie bei rund 800-900°C gebrannt haben - auch früher soll in solchen Öfen nur zwischen 650-800°C Gebrauchskeramik gebrannt worden sein.

Ich denke mal, die fertige Keramik war vermutlich nicht nicht so dicht wie heutige moderne Keramik (zumals auch unglasiert), aber es gab auch nicht allzuviel flüssiges, was in Keramik aufbewahrt wurde. Alternativ wurden Holzfässer oder auch Lederschläuche verwendet.

Aber wo bekommt man heutzutage noch geeigneten Ton her? Bzw. worin unterschiedet sich dieser von den heute gängigen Mischungen? Ließe sich eine Modelliermasse selbst anmischen - ist das sinnvoll?

Frage über Fragen... je mehr Informationen man sucht und findet, um so undurchschaulicher wird das ganze :shock:

Verfasst: Donnerstag 8. Juni 2006, 14:22
von Günter
du kannst zwar jeden ton nur bis zu einer genau bestimmten höchsttemperatur brennen, bevor er flüssig wird - aber niedriger brennen kannst du ihn immer... wo liegt dein problem? wenn du eine masse bei 900 grad schrühst und sie ist für deine zwecke fest genug, dann kannst du sie so verwenden - unglasiert. wobei roter oder dunkler ton natürlich besser sind als weißer. oder nimm eine rakumasse - die sind auf 1000 grad ausgelegt...

Verfasst: Freitag 9. Juni 2006, 02:55
von Abrasol
@Avhaline,

Du hattest doch an diesem Thread teilgenommen, oder? http://forum.kalkspatz.de/viewtopic.php?t=587

Dann schau dir die (glaube) drittletzte Antwort von milan doch nochmal an. Daraus dürfte man schliessen können wie man eine Tonmasse umändern kann :wink: Aber Günter hat's schon richtig beschrieben.

Zum historischen Teil: In der Vorgeschichte, der Antike, oder im Mittelalter hat man auch zumeist eine beliebige Tonemasse direkt aus der Grube genommen. Unter der schlichten Bedingung dass sie plastisch genug war. Und dann eben so hoch gebrannt wie man konnte, - dass die Solidität und vor allem die Haltbarkeit mit der Höhe der Temperatur zunahm war nicht schwer herauszufinden. Später (als man die Brennöfen verbesserte) hat man dann wohl Tone gesucht und bevorzugt, die man noch höher brennen konnte, wie etwa Steinzeugmasse... die sehr wohl an manchen Orten natürlich vorkommt. Man kann daraus auch schliessen dass sich die Tradition der "höhergebrannten Tone" gerade dort entwickelt hat wo sie auch natürlich vorkommen. Porzellan aus China und Japan ist das beste Beispiel dafür. Erst ab dem Zeitpunkt als man im stande war höher zu brennen, war es eine Frage der Zusammenstellung und "Reinheit", bzw. welchen Ton man zu was benutzte. "Niedrigbrennende" Tonmasse hat sich aber aus diversen Günden bis zum heutigen Tag gehalten. Wohl zum Einen weil es bei Baukeramik und auch bei anderen Anwendungen energiesparend und somit rentabler ist - und zum Anderen die "Tradition" von Terra Cotta und anderen Produkten die auf niedrigbrennenden Ton basieren, erhalten geblieben ist.