Werkstück nach Glasurbrand nicht flüssigkeitsdicht

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Yonnoc
Beiträge: 2
Registriert: Sonntag 20. Februar 2022, 10:56

Werkstück nach Glasurbrand nicht flüssigkeitsdicht

Beitrag von Yonnoc »

Hallo,

Ich habe meine erste Teekanne mit einem Teebecher hergestellt. Erster Brand bei 950°C, danach in selbst angerührter Pulverglasur getaucht und bei 1.050°C gebrannt. Vom optischen Ergebnis bin ich sehr angetan und habe mich sehr über das Ergebnis gefreut. Leider musste ich dann feststellen, dass an zwei kleinen Stellen im inneren der Teekanne keine Glasur hingekommen ist. Der Wassertest zeigte sogleich, dass die Teekanne somit nicht flüssigkeitsdicht ist. Ich habe den Wassertest dann auch noch einmal mit der Teetasse gemacht, bei der die Glasur einwandfrei gelungen ist. Allerdings dringt das Wasser auch hier durch die Glasur durch. Hier meine Fragen: a) was habe ich falsch gemacht und b) kann ich die Stücke noch einmal tauchen und brennen? Für Tips, wie ich die Stücke retten kann und in Zukunft solche Fehler vermeiden kann wäre ich sehr dankbar.
Viele Grüße
Yonnoc
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Werkstück nach Glasurbrand nicht flüssigkeitsdicht

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo yonnoc,

nicht die Glasur macht den Scherben dicht, sondern die Brenntemperatur. 1060° sind normalerweise zu wenig. Deshalb hat man das Steinzeug erfunden, dass so ab 1200° beginnt. Bei dieser höheren Temperatur sind viele Tone schon so weit, dass die Tonteilchen, aus denen der Ton besteht, zusammen schmelzen und keine mikroskopischen Hohlräume Mehr vorhanden sind, die Wasser durchlassen können.
Das nennt man sintern.

Falls du deine Kanne in die Glasur getaucht hast, so kann es durchaus passieren, dass im oberen Teil der Bauchwölbung noch Luft drin war, die verhindert hat, dass die Glasur an den Scherben kommt. Aber das ist bestimmt nicht der Grund weshalb die Kanne nicht dicht ist.

Alles noch mal bei gleicher Temperatur zu brennen wird nichts nützen. Und eine höhere Temperatur zu brennen geht auch nicht, da die Sachen ja schon glasiert sind, mit einer Glasur die eben für nur 1060° ausgerichtet ist. Nimm es als wichtige Erfahrung in deiner keramischen Laufbahn, mache noch viele neue Kannen und Tassen und weitere Experimente.
So einfach wie man am Anfang denkt ist es mit dem töpfern halt leider nicht, aber nur Mut!

Schönen Gruß,
Maria
Regina
Beiträge: 139
Registriert: Freitag 18. Februar 2005, 07:53
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Re: Werkstück nach Glasurbrand nicht flüssigkeitsdicht

Beitrag von Regina »

Lass schwarzen Tee drinnen stehen, dauert ein paar Tage, dichtet aber ab.
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Werkstück nach Glasurbrand nicht flüssigkeitsdicht

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Yonnoc, ich schliesse mich den Ausführungen von Maria an.
Also Töpfertone ( Massen ) haben die Eigenschaft, dass sie bevor sie dicht brennen im Brand so sehr erweichen, dass sie keinen Stand mehr haben und wegsacken. Bei Steinzeugmassen dagegen fangen die Tonminerale an zu schelzen und sich dadurch zu verbinden. Diese Massen sacken im Brand nicht weg. Nun frag sich manche, warum denn noch mit Töpfermassen arbeiten. Die Farben vielfalt ist in diesem Brennbereich größer, und manche haben auch nur einen Ofen, der nur bis 1200° C brennt.
Gruß Ursula
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Tongrube
Beiträge: 112
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Re: Werkstück nach Glasurbrand nicht flüssigkeitsdicht

Beitrag von Tongrube »

Von Anfänger zu Anfänger (vermute ich mal :? ): es wird Dich vielleicht nicht sehr trösten, aber in Korea und Japan werden isb. Teeschalen für die traditionelle Teezeremonie, die nicht richtig dicht sind, deshalb Wasser und/oder Tee aufnehmen und sich sowohl bei der Benutzung kurzfristig als auch über die Zeit langfristig verändern, als besonders wertvoll angesehen (gut: ein, zwei andere Aspekte spielen natürlich auch noch eine Rolle).

Natürlich ist so ein Teil aus heutiger Sicht "nicht lebensmittelecht", "unhygienisch" und technisch überholt - von dem Standpunkt aus schlicht minderwertige Keramik. Aber wenn Du die Teile selbst benutzt - und ich habe den Eindruck, darum geht es in diesem Falle - kann Dir das doch egal sein und Du könntest sie einfach trotzdem benutzen und mal schauen, ob sie nicht in einigen Jahren sogar besonders schön aussehen - wenn Du dieser Form von Ästhetik etwas abgewinnen kannst. Damit hättest Du noch ein kleines Bisschen mehr, als den - sicher wertvollen - Erfahrungsgewinn.

LG Tongrube
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