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selbsthärtender Ton
Verfasst: Samstag 22. Juni 2024, 20:57
von Tonidee
Hallo in die Runde,
ich habe das erste Mal Soft Ton gekauft und da auf der Verpackung steht, dass dieser Ton nach dem Trocknen auch bis 1040 Grad gebrannt werden kann, habe ich ihn auch so im Schrühbrand brennen wollen.
Bei 260 Grad kam es zu sehr unangenehmen Ausdünstungen...
Meine Frage hat jemand hier damit schon Erfahrungen gesammelt?
Meine mit im Ofen befindlichen getrockneten Tonwaren aus richtigem Schulton von Gerstäcker kann ich komplett entsorgen

sind ja auch nicht ansatzweise durchgebrannt aber farblich stark verändert.
Ich bin für jeden Rat oder Idee dankbar.
einen Gruß von Heike
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Sonntag 23. Juni 2024, 10:59
von Ursula28
Hallo, das was da so Stinkt und die Masse färbt , ist der im in der Masse auss gebrannte Kohlenstoff. Es sind die organischen Bestandteile, die nach dem Trocknen Bindung gibt. Dabei entsteht dann der verbrannt Kohlenstoff. Wenn Du unsicher bist erkundige Dich beim Verkäufer oder sogar bei der Firma von der die masse ist.
Gruß Ursula
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Sonntag 23. Juni 2024, 13:04
von Tonidee
Vielen lieben Dank Ursula, nur ist mein töpferraum kaum nutzbar… es sind jetzt 24 Stunden her und gut gelüftet… und ich bin nur eine Stunde im Raum und ich habe von dem Geruch Kopfschmerzen ?!
Und meinst du die Farbveränderung gibt sich beim nochmaligem brennen? Und was passiert im Ofen bei 600 oder 1000 grad? Viele Grüße Heike
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Sonntag 23. Juni 2024, 19:51
von Ursula28
Hallo heike, die selbst härtende Masse ist ja auch nicht zum brennen gedacht, sondern zum Töpfern, wenn kein Ofen vorhanden ist und z.B. mit Kindern getöpferwerden soll. Weitere fragen solltest Du an den Verkäufer stellen.
Gruß Ursula
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Sonntag 23. Juni 2024, 23:15
von Tonidee
Dank Dir soweit...werde mich auch an den Verkäufer wenden.
Gruß Heike
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Montag 24. Juni 2024, 08:13
von Maria Ortiz Gil
Wenn man überlegt wieso der Ton selbsthärtend ist, dann kann es nur sein, dass ein synthetischer Kleber beigemischt wurde, der an der Luft aushärtet. Ob es sich dabei überhaupt um Ton und nicht um irgend ein Gips/Holzfasergemisch handelt ist sowieso die Frage, und das Wort Ton wurde nur zu Marketingzwecken zum Produkt beigefügt. Das ist wie beim Wort Kunstleder. Da ist auch kein Leder drin.
Was mich wundert ist, dass man es brennen können soll, und wozu überhaupt, wenn es sowieso selbsthärtend ist. Und wenn das so auf der Packung steht, ohne den Hinweis auf derart giftig riechende Dämpfe, dann wäre es vielleicht sowieso ein Fall, den man der Stofflichen Marktüberwachung melden sollte.
Im Internet gibt es dazu folgende mail-Adresse:
servicestelle-chemie@rpt.bwl.de
https://www.baden-wuerttemberg.de/de/se ... berwachung
Wenn es ein Keramikbedarfshändler war, der das verkauft hat, hätte er davor warnen sollen. Aber im Keramikbedarfshandel bekommt man so etwas normalerweise nicht. Falls es in einem Bastelladen gekauft wurde, könnte es gut sein, dass der Verkäufer gar nicht weiß was er da verkauft und einfach mal irgend eine Auskunft gibt, Hauptsache die Kasse klingelt.
Der Raum und der Ofen müssen jetzt längere Zeit gut gelüftet werden. Ein Glück, dass schon bei 260 ° abgeschaltet wurde. Das ist, als hättest man Fische geräuchert, da bleibt der Geruch auch eine Weile drin, nur ist Chemie schädlicher als Fische.
Es lohnt sich, bei dem guten, alten, lauteren Ton zu bleiben, und selbst der gast beim Brennen schon aus.
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Montag 24. Juni 2024, 10:11
von Jens Adam
Hallo Ursula und Maria,
leider waren Eure Antworten etwas an der Sache vorbei.
Softton (kann man im Netz suchen) gibt es von verschiedenen Herstellern, uA. von Witgert, dort inzwischen unter dem Namen Airdry. Die Hersteller geben eine mögliche Brenntemperatur von 1040° an, falls ein keramischer Brand gewünscht ist. Bei Gerstäcker findet man auch ein Sicherheitsdatenblatt welches als Inhaltsstoffe Ton, Wasser, Quarz ausweist, ökologische bzw gesundheitliche Einschätzung: unbedenklich. Es handelt sich wahrscheinlich um ganz normalen Ton, welcher mit mehr Wassergehalt als bei Töpferton an Hobbytöpfer ausgeliefert wird: schön weich und unnötig teuer.
Ich war von einem Zuschlag von Papierfasern ausgegangen, das würde den Geruch bei 260° erklären. Wenn der Papieranteil gering genug ist muss er vielleicht nicht deklariert werden.
Verbrennende organische Bestandteile (wie in jeder keramischen Masse) wären Grund genug für einen unangenehmen Geruch im Brennraum.
Die mit im Ofen befindlichen Tonobjekte würde ich daher nicht entsorgen, sondern den Brand nochmal anstellen und ganz wie vorgesehen als Schrühbrand brennen. Die Verfärbungen werden ab 600° verschwinden, der Geruch ebenso. Der Geruch im Raum ist sicher problematischer. Verkohlter Toast riecht ebenfalls gesundheitsschädlich, aber nach dem Lüften würde man seine Küche trotzdem weiter nutzen. Brennräume sollten während des Brandes nicht zum längeren Aufenthalt genutzt werden und belüftet sein.
Und ja, auch ich würde einfach den Hersteller fragen ob die Geruchsentwicklung normal ist, das sollte sich da ganz einfach klären lassen.
Gruß, Jens
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Montag 24. Juni 2024, 23:11
von Maria Ortiz Gil
OK, Jens, wenn es so drauf steht, wird es so sein.
Aber wieso sollte man dann ganz normalen Ton nur bis 1040 Grad brennen können?
Selbst wenn Papier oder Sägemehl drin wäre, sollte man ihn doch trotzdem bei einer höheren Temperatur brennen können.
@ tonidee
Bin gespannt, was bei einer Anfrage an den Händler rauskommt, falls du fragen magst.
Um das alles besser einschätzen zu können müsste man noch wissen, ob du überhaupt schon vorher mal so genannten Schulton gebrannt hattest, oder ob das dein allererster Brand überhaupt war, denn ein Schrühbrand riecht immer unangenehm und die Dämpfe sind auch gesundheitsschädlich. Allerdings nicht so, dass man am nächsten Tag bei gelüftetem Raum nach einer Stunde Kopfschmerzen davon bekäme. Zumal der Brand bei 260 Grad abgebrochen wurde. Es wäre also interessant zu wissen, ob der Geruch entscheidend schlimmer war, als bei einem normalen Schrühbrand, falls du einen Vergleich herstellen kannst.
Falls das dein erster Brand gewesen sein sollte suche bitte im Forum nach den Stichworten Ofendämpfe, Brenngase, Abluft und Aufstellort
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Dienstag 25. Juni 2024, 06:00
von Tonidee
Guten Tag Maria und Jens,
habs heute gelesen, eure Antworten....
hier ersteinmal nochmals zum Vorgang: So hab ichs nun auch dem Verkäufer mitgeteilt;
"Ich habe den hellen Soft-Ton mit Kindern als Mitmachangebot in der KITA verarbeitet. Nun habe ich nach über 7 Tage Trocknungszeit, und der Ton war gut durch getrocknet, die Modelle in einem Schrühbrand bei 960 Grad in einem Elektrobrennofen einmal schrühen wollen. Dies ist der Verpackung ausgewiesen ( sogar bis 1040 Grad)!
Zum Glück habe ich dies nicht in der KITA getan, sondern den Ton zu Hause in meinen privaten Brennofen vorsichtig und locker ein geschichtet.
Nach ca zwei Stunden viel uns auf, dass es sehr unangenehm riecht im Haus. Mein Mann hat den Ofen sofort abgeschalten. Der Ofen war bis 260 Grad hoch geheizt. Unter Schutzmaske musste mein Mann in den Keller.
Nach ca 5 Stunden habe ich den Ofen geöffnet und die Waren sind alle anthrazitgrau gefärbt. Leider auch mein eigenes modelliertes und engobiertes...
Nach ca 24 Stunden riecht es immer noch sehr unangenehm im Keller."
@Maria:
Wir haben schon einmal Kontakt hier gehabt zum Thema Engoben, deshalb auch besonderen Dank fürs mitteilen...und ja ich arbeite seit einem begonnenen Kunststudium 1996 mit Ton, mal mehr mal weniger…
seit 2016 bin ich als Übungsleiter in einer KITA ehrenamtlich tätig und privat besitze ich auch einen Brennofen.
Bisher habe ich nur brennbaren Ton verwendet. Das ist das erste Mal das ich lufthärtenden, brennbaren? Ton angewandt habe.
@Jens
Danke sehr für deinen Tipp, den habe ich auch jetzt schon von einer bei mir in der Nähe arbeitende Töpferin bekommen. Nur ist es so eine Sache mit dem Geruch...es riecht wie Essigsäure jedenfalls sehr seltsam. Mein Sohn meinte eventuell das es sich um eine Alkane Verbindung handelt?? So was wie ein Kunststoff. und ich habe tatsächlich ein Produktdatenblatt gefunden dort sind organische Polymere ausgewiesen...leider steht da nichts darüber dass der Ton auch für den Brennofen geeignet ist?!
Am Ende würde ich den Soft-Ton ja auch noch einmal brennen bzw zumindest meine getöpferten Stücke, jedoch gab es diesen übelsten Geruch…der immernoch an den Tonwaren die im Ofen waren haftet…
Ja ich hoffe es klärt sich auf…
Vielen lieben Dank auch bin ich froh dass es dieses Forum neben dem Austausch mit Keramikern und Autodidakten, wie mich gibt.
Heike

Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Dienstag 25. Juni 2024, 10:49
von Maria Ortiz Gil
Also ist doch ein deutlicher unterschied im Geruch zwischen normalem Schrühbrand und diesem. Ist ja auch logisch, denn wie sollte sonst der Ton selbsthärtend sein, Wenn nicht irgendein klebendes Zeug darin ist. Dafür eignen sich Kunststoffe wunderbar. Das mit dem Polymeren wird schon stimmen und insofern finde ich es vom Hersteller unverantwortlich, dass er ohne den Hinweis auf die giftigen Dämpfe diesen Ton, der meiner Meinung nach gar nicht so heißen dürfte, für brennbar auszeichnet. Es sollte Modellierpaste oder so ähnlich heißen. Und deshalb denke ich auch, dass es tatsächlich bei der oben genannten Behörde gemeldet werden sollte. Man könnte ihr diesen Thread schicken.
Dass die Töpfe am Anfang der Brennstrecke die Farbe verändern und grau werden ist eigentlich normal, Ich habe das allerdings erst bei einer höheren Temperatur gesehen, und nicht schon bei 260°. Eher etwa ab 400.
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Dienstag 25. Juni 2024, 18:54
von Jens Adam
Welche Marke war es denn?
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Mittwoch 26. Juni 2024, 07:10
von Tonidee
Hallo Jens,
ich möchte hier niemanden zu nahe treten, da ich so einen Fall bisher noch nicht hatte.
Ich hoffe nur es klärt sich alles auf und es ist ja niemand zu Schaden gekommen.
Danke nochmal an alle für die hilfreichen Antworten
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Mittwoch 26. Juni 2024, 11:07
von Maria Ortiz Gil
Interessant wäre es aber schon zu wissen, um welches Produkt es sich handelt, damit anderen Leuten nicht das gleiche passiert.
Ich glaube, dass man keine Rücksicht auf jemanden zu nehmen braucht, der ein so zweifelhaftes, höchst wahrscheinlich schädliches Produkt herstellt und der Händler kann sich überlegen, ob er so etwas weiter vertreiben möchte.
Gäbe es nicht den Hinweis, dass man es brennen kann (theoretisch kann man alles brennen was einem zwischen die Finget kommt, es fragt sich halt nur was dabei passiert!), dann wären wir hier gar nicht dafür zuständig. Ich finde immer noch, dass man solche Massen nicht Ton nennen sollte.
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Mittwoch 26. Juni 2024, 16:27
von sames
Wenn ich mit Paperclay arbeite, riechts und rauchts auch ziemlich stark, aber ab 300 bis 400 grad ists vorbei. Was allerdings sehr wichtig ist,dass während des Brandes und danach ausreichend gelüftet wird.
Re: selbsthärtender Ton
Verfasst: Freitag 28. Juni 2024, 13:10
von Tonidee
Hallo Sames, ich habe immer ausreichend gelüftet und bei 260 Grad war ja nie eine Reaktion nach AUssen beim normalen Ton.
Es ist ja alles auch gut aber es riecht nicht wie verbranntes Papier und ich habe nach einem Tag mal für eine Stunde im Raum gearbeitet und hatte dann Kopfschmerzen und es reicht im Ofen auch nach nach Säure oder was ähnlichem...
Nun wurde mir auch geraten durch den Hersteller dass ich einfach den Brand nochmal anschiebe...unter diesen Bedingungen möchte ichs nicht.
Aber ich werde eine Lösung finden
