Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

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Didii
Beiträge: 17
Registriert: Mittwoch 29. Mai 2024, 17:38

Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Didii »

Hallo, ich bin auf der Suche nach Pigmenten, um Tonmassen einzufärben. Dabei bin ich auf die Farbkörper von C.J. gestoßen. Nun bin ich aber etwas verwirrt. Müssen die Farbkörper in irgendeiner Form zunächst gemahlen werden oder kommen sie als Pulverpigmente an? Komischerweise finde ich kaum geeignete Pulverpigmente im Internet. Und bei dem Wort "Farbkörper" bin ich nun stutzig geworden.

Zudem würde mich interessieren auf was sich die ideale Zugabemenge bezieht. Wenn bspw. 5% Zugabemenge angegeben sind, kann ich 10kg Tonmasse mit 500g einfärben?

Herzlichen Dank für eure Antworten!
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1248
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Pigment ist kein keramischer Fachbegriff und Pigmente sind auch kein keramisches Material. Pigmente mit denen man Farben für Malerei auf Leinwand oder Papier anmischt würden im Ofen verbrennen.

In der Keramik verwendet man Farbkörper. Diese gibt es in Pulverform. Das Wort Körper bezieht sich auf die einzelnen Körnchen des Pulvers. Das sind farbige Silikatgemische, die in einer Glasur, einer Engobe oder einer Masse, nicht wie die ebenfalls einfärbenden Metalloxide durch chemische Wirkung, sondern durch breite Streuung wirken, weil viele farbige Körnchen mehr oder weniger dicht nebeneinander liegen. Je höher die Zugabe, desto stärker der Farbton.
Wie viel % Farbkörper man dazu gibt, hängt vom gewünschten Effekt ab und MUSS durch Proben ermittelt werden. In einer Engobe oder Glasur gilt allgemein eine Spanne von ca. 2 % (pastell) bis ca. 10 % (kräftig).
Zum Einfärben einer Masse braucht man mehr.
Die Zugabe bezieht sich immer auf das Trockengewicht.

Deine Rechnung stimmt, nur steht der Preis für 500 g Farbkörper nicht im Verhältnis zur Wirkung, die du auch mit einer Engobe und wesentlich geringerem Verbrauch erzielen kannst.
Didii
Beiträge: 17
Registriert: Mittwoch 29. Mai 2024, 17:38

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Didii »

Also wäre es auch theoretisch möglich Engobepulver zum Färben der Tonmasse zu verwenden?
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1248
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Theoretisch ja, aber das würde nur einen sehr schwachen Farbton ergeben, da die Färbemittel in der Engobe ja schon in ihrer Grundlage verdünnt sind.
Um ein nennenswertes Ergebnis zu bekommen, müsstest du schon verhältnismäßig viel Engobe beimischen und je nach dem welche Grundlage diese hat, würde der Ton dann an Plastizität verlieren. Falls die Engobe Metalloxide enthält, könnte der Ton auch früher als gedacht beim Brand erweichen und schmelzen, weil Metalloxide den Schmelzpunkt heruntersetzen. Es ist also allemal sicherer, direkt nur Farbkörper oder Metalloxide zu zu setzen.

Um eine Lösung zu finden ist es hilfreicher wen du erklärst, weshalb du den Ton einfärben möchtest und ein farbiger Überzug durch Engobe und/oder Glasur nicht ausreicht. Und dann lies doch bitte alles nach, was du im Forum unter "Ton einfärben" finden kannst.

Ich muss noch mal sagen, dafür, dass du in einer Uni als Leitung der Keramikwerkstatt eingesetzt bist, kommen mir deine Kenntnisse über die keramischen Techniken und Werkstoffe doch sehr rudimentär vor, und das wundert mich. Wie willst du den Studenten da beistehen?
Didii
Beiträge: 17
Registriert: Mittwoch 29. Mai 2024, 17:38

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Didii »

Zunächst einmal, um deine Sorgen zu tilgen, die du bezüglich meiner Kenntnisse in Frage stellst: das Forum ist ja in erster Linie da, um Fragen zu stellen und eventuell auch von der Expertise anderer Menschen schlauer zu werden. In zweiter Linie bin ich selbst noch Studentin und "nur" als Hilfskraft angestellt. Zudem habe ich bereits einige Male erwähnt, dass wir an der Universität sehr viele Werkstoffe und demnach Werkstätten vertreten. Bedeutet: ich bin nicht nur für die Keramikwerkstatt zuständig, sondern muss auch in den Bereichen Hoch-/Tiefdruck, Gips, Holz, Metall, Textil etc. Bescheid wissen. Ich vermittle also, wenn überhaupt, hauptsächlich seminarintern unter der Leitung von Professor/innen, die dann in dem jeweiligen Bereich eine größere Expertise haben, Grundwissen. Die intensive Auseinandersetzung müssen die Studierenden von sich aus erarbeiten. Ich kann maximal in den Arbeitsprozessen etwas unterstützen oder beim Entwickeln der künstlerischen Konzepten helfen.

Ich stehe also selbst noch ganz am Anfang meiner Auseinandersetzung mit Ton/Keramik. Ich habe zwar mal in einer KWerkstatt gearbeitet, aber da kann man sich in zwei Jahren auch nicht alles aneignen. Die Fragen, die ich also hier bezüglich Farbkörper etc. stelle, beziehen sich also nicht konkret auf die Keramikwerkstatt an der Uni, sondern sind persönlichen Experimente und Auseinandersetzungen, die ICH machen möchte, um dem Material näher zu kommen. Davon können natürlich Studierende profitieren, das ist aber in keinem Falle die Priorität oder Motivation für meine Experimentierfreude. Dass ich vielleicht nicht deine oder die Erfahrung anderer Menschen mit einer eigenen Werkstatt und jahrelanger Expertise herankommen kann ist ja klar. Deshalb frage ich ja. Mein Schwerpunkt liegt ja auch ganz woanders. Ich studiere AUCH Kunst, das heißt: mein Hauptarbeitsmaterial und Alltag ist NICHT dem Werkstoff Ton gewidmet.

Um nun zu dem inhaltlichen zurückzukommen: ich möchte gerne unterschiedlich farbigen Ton zusammen auf der Drehscheibe bearbeiten und schauen, was für Effekte dabei herauskommen. Zudem dachte ich, dass es spannend sein könnte diese Teile dann unterschiedlich mit dem Pinsel zu glasieren. Was schätzt du denn wie viel Prozent Farbkörper ich ungefähr für eine Tonmasse von 10kg beigeben müsste? Hast du denn da bereits Erfahrungen?

Danke.
marcel
Beiträge: 50
Registriert: Dienstag 3. August 2021, 22:06

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von marcel »

Hello :-)

Ich arbeite fast ausschließlich mit eingefärbten Porzellan. Ich mische nie mehr als 5% ein, oft weniger, teilweise habe ich Rezepte bei denen ich unter 1% dazugebe. Auch in Farbkörpern werden Oxide verwendet, deshalb achte auf die Zusammensetzung. Bei intensiven Blautöne ist der Schmelzpunkt schnell mal 20-40 Grad niedriger. Rot oder Orange Töne nicht mit
dem Stößel oder anderen zermahlenden Werkzeugen bearbeiten, hier besteht die Gefahr das Zirkonsilikat in dem Cadmium oder Selen eingeschlossen sind zersetzt wird. Ansonsten trage am besten eine ffp3 Maske, besser eine Halbmaske, solange das Material staubt. Ich stelle noch immer zusätzlich einen Luftfilter auf den Tisch, der den feinen schwebenden Staub direkt absaugt. Du kannst die Masse trocken, nass oder einsumpfend einfärben. Einsumpfen ergibt m.E. das beste Ergebnis, ist aber auch die aufwendigste Methode. Auf YouTube solltest du einige Videos dazu finden, am besten auf Englisch suchen: Clay,stains,how to

Viel Spaß beim ausprobieren!
Ursula28
Beiträge: 549
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Ursula28 »

Hallo, es nicht ganz einfach, 2 verschieden farbige Massen zu drehen. Die Massen müssen die gleiche Konsistenz haben. Zum Üben empfehle ich dir eine farbige z.B. rote Drehmasse und eine weiße Drehmasse zu nehmen. Es ist sinvoll die beiden Massen einweinig zu verkneten und dann in der Folie einige Tage ruhen zu lassen , damit dann die Konsistenz einheitlich ist. Das Einfärben von Massen ist noch eimal ein neues Feld zu Austoben. Also , wie Maria schon schreibt, nimmst Du Deine Drehmasse in Pulverform, das können ja auch Abdrespäne sein. Keine schamotthaltige Masse !!!! sonst klappt es mit dem Abdrehen nicht so gut. Farbige Massen herzustellen kann gut ins Geld gehen. Du sollstet auf jeden Fall Proben machen. Ich habe viel Jahre Kurse in Intarsien Technik gegeben. Gruß Ursula
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Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1248
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Gegen die Fragen habe ich gar nichts, ich antworte ja darauf.
Ich war nur verwundert, da ich nicht wusste, dass du selber noch Studentin bist. Aus deinen vorherigen Beiträgen hatte ich verstanden, dass du für die Keramikwerkstatt verantwortlich bist.

Marcel hat ja schon erklärt wie er den Ton einfärbt, ich habe selbst nur kleine Mengen eingefärbt das geht immer, und dabei kam es nicht auf ein bestimmtes Ergebnis an.

Wenn man verschiedenfarbige Tone verdreht entstehen Schlieren, die spiralförmig um das Gefäß herum gehen. Einige Keramiker nutzen diesen Effekt, zB gab es erst neulich eine Anfrage im Forum, da kannst du den Effekt sehen:

https://kalkspatzforum.de/viewtopic.php?f=5&t=8610

Der zum Drehen nötige Schlicker verdeckt erst die Farbunterschiede, sie kommen erst beim Abdrehen deutlich zum Vorschein. Man kann etwas Einfluss auf die Verteilung nehmen, je nach dem wie man die beiden Tone verteilt, zB halb/halb vertikal oder horizontal, oder in Schichten, oder eine Farbe in die andere eingeschlossen usw.
Zum Drehen braucht es gleiche konsistenz der verschiedenen Farben.

Bevor man für Experimente in größere Mengen teurer Farbkörper investiert, kann man auch einfach mit von Natur aus verschiedenfarbigen Tonen drehen.
marcel
Beiträge: 50
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Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von marcel »

Hallo Maria, das stimmt so nicht. Halbmaske und Vollmasken werden in Industrie und Handwerk eingesetzt und bieten den besten Schutz und können zudem wiederverwendet werden. (Ffp Masken nicht) Eine gute Halbmaske kostet natürlich erstmal ein bisschen was, aber ich finde man sollte da nicht sparen. Sie schützen vor Partikeln, Dämpfen und Aerosolen. Sie schließen absolut dicht ab, besser als Ffp Masken. Halb und Vollmasken trägt man zum Beispiel als LackierIn. Viele Grüße
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1248
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Marcel und alle anderen,
es tut mir leid, ich habe den Begriff verwechselt und an solche medizinischen Masken gedacht, dass ist offensichtlich falsch, SORRY, ICH MEINTE ALSO MEDIZINISCHE MASKEN und nehme meine Aussage über Halbmasken zurück und lösche den vorherigen Beitrag.
Didii
Beiträge: 17
Registriert: Mittwoch 29. Mai 2024, 17:38

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Didii »

Hallo Marcel, danke für deine Antwort! Darf ich frage, wie du das Ganze einsupmfst? Erstellst du sozusagen einen Schlicker und gibst dem Ganzen dann Farbkörper hinzu?
marcel
Beiträge: 50
Registriert: Dienstag 3. August 2021, 22:06

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von marcel »

Genau! Ich zerkleinere meine Drehmasse, lass sie auf gipsplatten durchtrocknen, zermahle sie in einer sehr großen Pistille zusammen mit dem Farbkörper (Achtung bei Cadmium), Fülle alles in einen Eimer, gebe Wasser hinzu, lass es über Nacht einsumpfen, schöpfe überschüssiges Wasser ab, Mixe alles mit einem Stabmixer, Kippe den Brei wieder auf eine gipsplatte, schlagen und Kneten sobald er die richtige Konsistenz hat. Ich drehe mit Audrey Blackman und das gibt es aufgrund seiner Plastizität nicht als Trockenmasse, eventuell kannst du dir den Anfang sparen und deine Masse direkt als Pulver kaufen.

Wenn du viel Masse einfärben möchtest musst du natürlich nicht die ganze Masse auf diese Art aufbereiten - Für 10kg die ich blau einfärben möchte, trockene ich einen 1kg gebe 50g Farbkörper hinzu (5% von den 10kg die ich färben möchte) und vermische anschließend wieder das Blau eingefärbte Kilo mit den restlichen 9 Kilo.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1248
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Marcel,

Welchen Grund hat es, dass du den Ton mit den Farbkörpern zermahlst? Was passiert, wenn du das nicht machst?
marcel
Beiträge: 50
Registriert: Dienstag 3. August 2021, 22:06

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von marcel »

Hallo Maria,

ich bekomme ein homogeneres Ergebnis. Je nach Farbkörper hatte ich ohne diesen Schritt manchmal Farbstriemen/Striche im Gefäß. Also Farbkörper-Körner die sich nicht mit der Masse verbunden oder nur schlecht verbunden haben. (Eigentlich ein schönes subtiles Detail, eine Spur des Prozesses)

Viele Grüße
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1248
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Farbkörper und Pigmente für Tonmassen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Marcel,

Mit nicht verbunden meinst du, Dass man diese Farbstriemen quasi wieder heraus lösen oder Herausbröseln konnte oder mit dem Finger zerreiben konnte?

Ich kann mir das nur vorstellen, wenn man die Farbkörper als Pulver zum Schlicker dazu tut. Dann kann es sein, dass sich einzelne Farbkörper Klümpchen nicht auflösen und sich deshalb nicht gleichmäßig mit dem Schlicker vermischen. Aber hast du diese Schlieren auch, wenn man etwas Wasser zu den Farbkörpern gibt und aufrührt, bevor man sie unter mischt?
Hat es einen Grund, dass du die Farbkörper nicht feucht zum bereits eingesumpften Schlicker dazu tust?
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