Gedrehtes von der Drehscheibe schneiden

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Didii
Beiträge: 17
Registriert: Mittwoch 29. Mai 2024, 17:38

Gedrehtes von der Drehscheibe schneiden

Beitrag von Didii »

Hallo ihr Lieben!

Vor einiger Zeit habe ich wieder begonnen mich intensiver an der Drehscheibe auszutoben. Allerdings habe ich nun (komischerweise) das Problem, das ich die Objekte (Tassen, Teller, Schüsseln...) beim Abschneiden von der Scheibe zerstöre. Sprich: sie sind jedesmal viel zu feucht, sodass der Boden sich nicht richtig ablösen lässt. Zudem 'matsche' ich die Wände mit den Händen zusammen.

Ich habe bereits probiert die Objekte über Nacht auf der Scheibe trocknen zu lassen und sie bspw. auch mit einem Fön etwas angetrocknet. Leider scheint momentan nichts zu funktionieren. Habt ihr eventuell Tipps etc. und wisst woran das liegen könnte? Ich mache eigentlich alles so wie 'früher'. Dauernd wegen einer Schüssel über Nacht warten ist auch nicht wirksam. Da komme ich leider mit meinem Vorhaben nicht voran...
BrennNessel
Beiträge: 39
Registriert: Dienstag 10. Oktober 2023, 13:00

Re: Gedrehtes von der Drehscheibe schneiden

Beitrag von BrennNessel »

Hallo Didii,
Als jemand, der das Drehen autodidaktisch lernt, kann ich Deine Probleme sehr gut nachvollziehen. Was ich zum Lösen und Heben von der Scheibe alles über missglückte Versuche gelernt habe:

- die Außenseite Deiner Teile muss gut mit einer Schiene abgezogen und damit wirklich frei von Schlicker sein. Wenn die Stücke noch „schlammig“ sind, hast Du keine Chance, sie unverformt von der Scheibe zu kriegen.
- während Du drehst, musst Du (ständig!) mittels Schwamm das Wasser aus dem Inneren Deiner Teile holen, sonst weicht es die Böden zu sehr auf, besonders, wenn Du beim Drehen vllt noch ein paar Minütchen länger brauchst.
- wenn Du Deine gedrehten Sachen von der Scheibe heben willst, ist es gut, wenn sie unten, wo Du greifst, nicht ZU dünn gedreht sind; das kannst Du später trimmen;
- beim Abschneiden hilft es, wenn dein Schneidedraht nicht zu lang ist, so dass Du ihn gut auf die Scheibe drücken kannst;
- außerdem hilft es beim Durchschneiden, wenn dein Draht (im Gegensatz zum Ton) feucht ist; ich tauche ihn vor dem Schneiden in mein Drehwasser, wenn ich einen arg dünnen Boden oder ein breites, flaches Teil schneide, dann träufle ich mir eine kleine „Pfütze“ an den Scheibenrand, von wo aus ich schneide. So kann der Draht etwas Wasser beim Schnitt mitnehmen.
- Zudem hilft es beim Abschneiden, wenn Du während des Schnitts deine Scheibe ein wenig drehst. So „schiebt“ oder „zieht“ der Draht weniger in einer Richtung an deinem Stück, sondern „flutscht“ eher spiralartig unter ihm durch;
- ebenso hat mir auch geholfen, zu lernen, im Moment des Hochhebens die Scheibe ein wenig zu drehen, selber Grund: Du „reißt“ das Teil nicht in nur einer Richtung ab sondern löst es „kreisend“ von der Scheibe.
Ach ja, und deine Hände, zumindest an den Kontaktstellen, müssen natürlich trocken sein.

Vielleicht ist ja was für Dich dabei, was weiterhilft!? Ich kann jedenfalls sehr mitfühlen, habe so viele Stücke, über deren Gelingen ich mich gerade gefreut hatte, dann beim Abschneiden kaputt gemacht…
Viel Erfolg!
carboncookie
Beiträge: 190
Registriert: Donnerstag 15. März 2018, 22:31

Re: Gedrehtes von der Drehscheibe schneiden

Beitrag von carboncookie »

Es ist immer ein wenig schwer aus der Ferne Tipps zu geben, da man einerseits nicht genau weiß was das Problem ist (es könnte viele Ursachen geben), und andererseits lassen sich Dinge über Text schwer erklären. Am besten wäre es also, wenn du jemanden findest, der dir persönlich ein paar Dinge zeigt. Aber natürlich ist das nicht immer möglich... also hier sind ein paar Dinge, dir mir geholfen haben:

Feuchtigkeit reduzieren: Je feuchter der Ton, desto größer die Chance, dass das Stück beim Abdrehen "zermatscht". Natürlich ist das Drehen am Anfang mit feuchterem Ton leichter. Da gilt es einen Punkt zu finden bei dem die Stücke leicht zu drehen sind, und sie sich trotzdem noch gut lösen lassen.

Drehtelleraufsätze: Sogenannte Bats, die sich auf die eigentliche Töpferscheibe aufstecken lassen. Man dreht sein Stück und nimmt es mitsamt des Aufsatzes von der Scheibe ab und hat länger Zeit zum Trocknen ohne die Scheibe in der Zwischenzeit zu blockieren.
Es gibt hierzu viele Systeme die man kaufen kann. Ich hab mir auch schon selbst welche aus MDF-Platten zugeschnitten. Wichtig ist nur, dass man die Bohrungen an der richtigen Stelle macht.

Wasser: Bevor man mit dem Draht das gedrehte Stück von der Scheibe abschneidet, gibt man ein klein wenig Wasser neben die Tonform. Mit der Schneidebewegung zieht man einen dünnen Wasserfilm unter dem Ton durch und das Stück lässt sich leichter lösen, da der Ton nicht gleich wieder aufeinander fest klebt.

Handhaltung: Frisch gedrehte Stücke sollte man natürlich nicht punktuell anfassen, sondern den Drück möglichst gut verteilen. Die Abhebebewegung sollte möglichst von unten passieren ohne zuviel Druck auf die Seiten des Gefäßes auszuüben. Visuell kann man sich dabei zwei flache Hände vorstellen, mit denen man Wasser schöpft.

dicker Boden: Man macht sich das Leben leichter, wenn man vor dem Abdrehen den Boden etwas dicker lässt. So kann man beim Abheben auch ein wenig mehr Druck ausüben, da verformte Bereiche am Boden ohnehin beim Abdrehen entfernt werden.

Zeitungspapier:
Bevor man das gedrehte Stück von der Scheibe hebt, kann man ein Blatt Zeitungspapier über die Öffnung legen. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Ton noch feucht ist. Das Zeitungspapier legt sich an. Im Inneren entsteht eine stabile Luftkammer, die den Ton beim Abheben vor Verformungen schützt.

Es gibt sicher noch dutzende Tipps, die helfen könnten.... bestimmt fällt hier noch dem ein oder anderen etwas dazu ein.
Lg, Barbara
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1248
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Gedrehtes von der Drehscheibe schneiden

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Ich habe auch noch was:
Es ist hilfreich, wenn man ganz unten am Übergang vom Topf zur Scheibe mit einem hölzernen Werkzeug (damit die Scheibe nicht leidet) eine deutliche Rille macht, und alles was außerhalb von dieser Rille ist entfernt. Denn sonst wirkt dieser auslaufende untere Rand wie ein Saugnapf.
Natürlich muss vorher der Schlicker vollständig mit einer Schiene vom Topf abgeschabt werden sonst hat man keine Chance.

Der Tipp mit dem Zeitungspapier ist vor allem für offene Gefäße, die breiter als hoch sind, sehr gut, allerdings darf das Stück Papier nicht zu groß sein, sonst hängt es an den Seiten runter und verformt den Topf. 2 bis 3 cm Überstand ist optimal.

Wenn der Topf über Nacht auf der Scheibe bleibt oxidiert diese, das ist gewiss nicht so gut . Fönen braucht zusätzliche Energie, für einen Vorgang, der sowieso von alleine passiert. Das muss natürlich jeder wissen was er abgesehen von der Brennenergie der Umwelt noch zumuten möchte.

Und dann sollte man auch am Anfang nicht so lange an einem Stück arbeiten bis es total aufgeweicht ist. Selbstverständlich gelingt es am Anfang nicht gleich nach dem Aufbrechen hoch zu ziehen und alles in Butter. Aber es ist besser ein Stück das nicht so ganz wird oder eiert einfach ab zu schneiden und weg zu legen und ein neues zu beginnen, als sehr lange an einem Stück herum zu fummeln. Nicht nur dass der Ton dann zu sehr auf weicht, sondern dass man so eigentlich auch nicht wirklich lernt. Man versucht dann immer etwas zu reparieren was wahrscheinlich eh verloren ist. Zum lernen ist es hilfreicher von vorne anzufangen.
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Tongrube
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Re: Gedrehtes von der Drehscheibe schneiden

Beitrag von Tongrube »

Und noch 'n Gedicht: es ist hilfreich, zum Abschneiden etwas zu benutzen, dass nicht glatt, sondern leicht gewellt ist. Es gibt offenbar entsprechende Drähte (ich fand sie hierzulande nicht), man kann sich soetwas aber auch selbst aus einer dickeren Angelschnur anfertigen. Simon Leach zeigt das auf youtube.

Wenn man damit schneidet, während sich die Scheibe langsam dreht, gibt es einen Versatz zwischen den entstehenden Bergen und Tälern, der das Eindringen von Luft erlaubt und so das Abheben enorm erleichtert. Dann kann man das Wasser vor dem "Draht" weg lassen, das m.E. stört, wenn man den Ton, der auf der Scheibe verbleibt, dazu nutzen möchte, gleich den nächsten Batzen zu befestigen.

Ansonsten, wie schon geschrieben: Gefäß vom Drehschlicker befreien, Nut über dem Scheibenkopf anlegen (erleichtert auch das Abdrehen), Hände vom Drehschlicker befreien, möglichst viel Hand ans Gefäß oder die Hände zum Spock-Gruß formen und von unten scherenförmig greifen, evtl. leicht kreisend abheben und möglichst zügig wieder abstellen.

Und wenn es das Gefäß dabei ein kleines bisschen (!) verzieht, mal überlegen, ob leichte Verformungen für ein handgedrehtes Gefäß nicht vollkommen in Ordnung, ja geradezu erwünscht sein könnten. Die von mir sehr geschätzte Lisa Hammond hat an ihrer Scheiben einen Zettel hängen, auf dem steht "Embrace the whobble".
Gut: exakt rund kann die schon, das sollte idealerweise vorher kommen :wink:.
www.youtube.com/playlist?list=PLS6Mrdpt53RyauAg8bGN-7HtqIokbwUKF
Didii
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Registriert: Mittwoch 29. Mai 2024, 17:38

Re: Gedrehtes von der Drehscheibe schneiden

Beitrag von Didii »

Herzlichen Dank für die vielen super Tipps! Ich werde mich kommende Woche nochmal dransetzen und versuchen diese anzuwenden!
Ursula28
Beiträge: 549
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Gedrehtes von der Drehscheibe schneiden

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Didii,
bei Tassen und Bechern schneide ich das Gefäß mit dem Draht ( ich habe selbst gefertigte Drähte aus Gitarrensaiten ) von mir weg und hebe es zu mir hin auf. Die Tonplättchen werden durch das schneiden ausgerichtet. Damit hängt das zusammen.
Wer noch alte Telefonbücher hat , bitte nicht wegschmeissen, denn die sind besser als Zeitungspapier zum Abheben. Ich schneide mir daraus runde Flächen aus, die etwas größer als mein Gefäßrand und lege es auf den angefeuchteten Rand. Dies saugt sich fest und ich habe einen Hohlraum, der sich wie ein Luftballon verhällt. Die äußere Gefäßwand muss trocken sein.
Gruß Ursula
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